29.04.2024 – Suomenlinna

Mein Weg führte heute nach Suomenlinna. Das ist eine auf mehreren vorgelagerten Inseln installierte Festungsanlage, die man früher einigermaßen großspurig das „Gibraltar des Nordens“ nannte, wegen der angeblichen Uneinnehmbarkeit. Nun ja, während Gibraltar immer noch zum Vereinigten Königreich gehört, wechselte Suomenlinna mehrfach den Besitzer.

Ursprünglich von Schweden im 18. Jahrhundert als Sveaborg erbaut (finanziert nicht zuletzt durch Frankreich, die Russland damals ausbremsen wollten) griff Russland 1808 Schweden an und eroberte dabei Finnland inkl. Sveaborg. Der damalige Kommandant gab die Festung nach nur leichtem Bombardement auf, da er die Lage als aussichtslos sah – er galt dafür lange Zeit als übler Verräter, aber die Russen saßen einfach am längeren Hebel. Schließlich hatten sie damals die Unterstützung Frankreichs unter Napoleon. Bündnispolitik ist halt manchmal etwas unberechenbar.

Die schlimmste Niederlage erlitt Sveaborg dann im Krimkrieg 1855, der sich auch auf die weit entfernte Ostsee auswirkte. England und Frankreich, damals verbündet gegen Russland, schickten eine (hauptsächlich englische) Flotte nach Sveaborg und bombardierten die Festung übelst. An Gegenwehr war nicht zu denken, die britischen Kanonen hatte viel größere Reichweite. Russland hatte die Festung nicht mehr modernisiert. Zum Glück für die Zivilbevölkerung von Helsinki zog die britische Flotte dann wieder ab, sie hatten kein Interesse an der Einnahme der Stadt.

1917 wurde Finnland dann im Zusammenhang mit der russischen Revolution unabhängig und 1918 zog die russische Garnison ab. Die neue finnische Regierung benannte die Festung um in Suomenlinna und benutzte sie dann gleich mal als Internierungslager für besiegte Gegner aus dem eigenen Bürgerkrieg, was wegen der katastrophalen Versorgung viele von denen das Leben kostete.

Die militärische Bedeutung solcher Festung schwand ohnehin. Im Krieg mit der Sowjetunion gab es hier noch eine Flugzeugfabrik und später baute man Schiffe als Reparationsleistung für die Sowjets aber 1973 gab das Verteidigungsministerium die Festung auf und schenkte sie dem Bildungsministerium. Mittlerweile gehört die Anlage zum UNESCO-Weltkulturerbe. Ok, genug Geschichte, wie sieht es da aus?

Die Anreise erfolgt natürlich mit dem Schiff.

Panorama von Helsinki von der Fähre.
Hier kommt man vorbei…
…und hier.
Mit so einem Pott reise ich in ein paar Tagen nach Tallinn weiter.
Hier kommt man dann von der Fähre aus rein.
Die Festungskirche, die pragmatischerweise oben auch als Leuchtturm dient.
Die Kirche wurde von russisch-orthodox nach lutherisch konvertiert, nachdem Finnland die Festung übernahm.
Der Zaun drum rum: Kanonen zu Zaunlatten!

Viele der Zivilgebäude, gerade auch die ansehnlichsten, stammen allerdings aus russischer Zeit:

Ein nicht unerheblicher Teil der Anlage diente und dient als Weft, wobei da heute nur noch die älteren Holzschiffe aus Helsinki gewartet und repariert werden:

Um das Zentrum der Anlage ist eine ziemlich trutzige Mauer errichtet, wobei beschädigte Teile davon meist nicht mehr repariert wurden, denn bald wurden Steinmauern von Sandwehren als effektivere Verteidigung abgelöst:

Im Inneren dieser Mauer ist dann das Zentrum der Festung:

Wer hätte gedacht, dass die alten Schweden sich so mit den Spartanern identifizierten? Aber immerhin: die Perser haben Sveaborg niemals eingenommen. Niemals.

Die modernsten Verteidigungsanlagen sind auf der südlichsten Insel, geschützt durch damals moderne Sandwehre, die Artilleriefeuer quasi „schlucken“ konnten.

Was einem aber alle Audioguides und Infotafeln verschweigen ist, wer hier eigentlich die harte Garnisonsarbeit machte:

Es waren die Seehobbits in ihren grimmigen Wehrhöhlen!
…und ihren gut getarnten Dörfern! (In Wirklichkeit sind das wohl alles Munitionslager).

Aber auch auf dieser Insel mit den Sandwehren gibt es natürlich Festungsanlagen aus Stein.

Nicht zuletzt dieses eher repräsentative „Königstor“ von innen…
…und von außen.

Nach der Besichtigung der doch recht weitläufigen Anlage war ich fix und fertig und bin zurück nach Helsinki gefahren.

Zeit für Lunch, z.T. in dieser Markthalle am Hafen.
Kanapees mit Lachs und Krabben auf Roggenbrot…
…Krapfen mit Fleischfüllung…
…und frittierte Muikku (Kleine Maräne), winzige Fischlein, die man im Ganzen isst.

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