Nachdem mir das Coronavirus meinen Texas-Urlaub im April durchkreuzt hat, zu dem auch ein Aufenthalt in Corpus Christi, TX (Fronleichnam) gehört hätte, habe ich das Fronleichnam-Wochenende für einen Kurztrip nach Venedig genutzt. Alles ganz legal! Und mutmaßlich auch einigermaßen sicher, denn die Fallzahlen in Italien liegen jetzt unter denen von Deutschland. Ferienwohnung war einfach zu finden und zumindest anfangs waren auch wenig los in der ansonsten von Touristen überlaufenen La Serenissima.
Die Anfahrt war noch ziemlich verregnet, aber kaum war ich in Venedig, hat der Regen prompt aufgehört.
Anders als sonst teile ich das Blog nicht nach Tagen auf (ich war von Mittwochabend bis Sonntagmorgen in Venedig), sondern präsentiere die Bilder mehr oder minder thematisch.
Berühmte Wahrzeichen
Ungewöhnliche Boote
Kanalszenen
Andere Städte haben eine Altstadt, Venedig ist ein Altstadt. Die ganze Stadt steht unter UNESCO-Schutz, es darf nichts geändert oder neu gebaut werden. Entsprechend pittoresk ist alles. Die Fassaden sind deswegen meist in schlechtem Zustand, weil nahezu jedes Haus unter Denkmalschutz steht und nur von ausgewiesenen Restauratoren renoviert werden darf. Das ist teuer und hält angesichts des Wetters am Meer nur ein paar Jahr.
Im Übrigen hat Venedig nur noch ca. eine Viertel Million Einwohner, kurz nach dem 2. Weltkrieg waren es mal über 1 Million. Durchschnittsalter 63. Ohne Tourismus wäre hier nicht mehr viel los.
Campi und Gebäude
Venedig besteht aus über hundert Inseln, davon ist jede eine historische Nachbarschaft und hatte einen Brunnen (Zisterne), eine Bäckerei und ein Campo – ein Feld in der Mitte, wo Gemüse angebaut wurde und Hühner und Schweine unterwegs waren. Heute sind die Campi die Plätze und wesentlich wichtiger geworden, denn sowohl Touristen als auch Venezianer sind wesentlich mehr zu Fuß unterwegs als mit dem Boot.
Der Friedhof San Michele
Wo begraben die Venezianer ihre Toten? Auf einer eigenen Insel. Jedenfalls seit Napoleon das Kloster auf der Insel San Michele säkularisierte und das Bestattungswesen der Stadt reformierte.
Nun sieht der größte Teil des Friedhofs ganz normal aus. Fotografieren ist leider nicht erlaubt. Interessant fand ich den protestantischen Teil – der war sehr klein (logisch, wenig Protestanten in Italien) und ziemlich heruntergekommen (kein Grabpflege zu Allerheiligen?).
Logischerweise hat ein solcher Inselfriedhof irgendwann mit Platzmangel zu kämpfen. Die Lösung musste ich dann doch illegalerweise mit dem Handy fotografisch dokumentieren:
Namensgeber
Zwei Orte gibt es in Venedig, die zu Namensgebern für eine ganze Klasse von Orten in aller Welt wurden: Arsenal und Ghetto.
So bedeutend war das Arsenal, dass andere Länder auch ihre Waffenfabriken und -lager sowie ihre Fußballteams danach benannten.
Ähnlich verhält es sich mit „Ghetto“:
Der Name und das Konzept „Ghetto“ verbreitete sich dann über Europa und wurde mit der Zeit entsprechend negativ konnotiert.
Der Dogenpalast
Venedig war 1000 Jahre lang eine Republik, bis Napoleon der politischen Unabhängigkeit ein Ende setzte. Vorher waren Jahrhunderte des Niedergangs, denn der portugiesische Seeweg nach Indien durch Vasco da Gama beraubte Venedig seiner Gewürzemonopols. Aber Mann, waren die mal reich und mächtig! Entsprechend protzig ist der Dogenpalast, Sitz des Herzog, der verschiedenen Räte und Gerichte, Machtzentrum der spätmittelalterlichen und frühneuzeitlichen Supermacht Venedig,
Dogenpalast von innen. Die „goldene Treppe“… …über zwei Stockwerke. Alle Decken sind bemalt, zumindest in den „Staatsräumen“. In Venedig hatte der Tage 24 Stunden. Der „kleine“ Ratssaal. Eine riesige Waffensammlung, das waren Dutzende solcher Vitrinen. Der „große“ Ratssaal. Die Seufzerbrücke von innen. Die „Riesentreppe“.
Essen und Trinken
Ein „Sprizz“, in diesem Fall nicht mit Aperol, sondern mit den venezianischen Likör „Select“. Gemischte Vorspeise mit diversen „Saors“, also Fisch mit Essig und Zwiebeln. Traditionell sind es Sardinen. Ähnelt dem deutschen Brathering. Kalbsleber mit Zwiebeln und Polenta. Cremiger Bacalao, also getrockneter und wieder aufbereiteter Kabeljau. Spaghetti Vongole. Eigentlich hätten das die venezianischen Nudel „Bigoli“ sein sollen, aber mir wurden Spaghetti serviert. Jakobsmuscheln mit Butter und Parmesan gratiniert an Estragon. Und nochmal Sarde Saor, also „saure Sardinen“, die sind lecker.
Zum Abschluss…
Morgen (Sonntag) geht es dann zurück nach München – mal sehen, ob die deutschen Grenzer mich wieder rein lassen. Ich muss sagen, der Tapetenwechsel hat mir sehr gut getan, und die Gelegenheit, Venedig ohne allzu viele Touristen zu sehen, war wahrscheinlich einmalig. Wobei es am Freitag und Samstag durchaus schon wieder ziemlich rund ging, hauptsächlich Italiener und Deutsche. Ich will gar nicht wissen, wie das hier ist, wenn Busse und Kreuzfahrtschiffe den Massentourismus bringen. Zumindest die Kreuzfahrtindustrie dürfte aber post-Corona ziemlich gestutzt werden.
Vielen Dank für Lesen und bis zum nächsten Mal!