19.04.2025 – Southern Ridges und Haw Par Villa

Anmerkung: nachdem der anfänglich heftige Jetlag endlich besser wird, erfolgen die Blogposts später und ggf. unregelmäßiger.

Southern Ridges

Nach den eher urbanen Erlebnissen der letzten zwei Tage war es Zeit für Natur – zumindest in ihrer halbwegs gezähmten Form. Die Southern Ridges sind eine Kette von 5 mit Brücken verbundenen Parks auf den Anhöhen im Süden von Singapur und gelten als besonders gelungenes Beispiel, wie man urbane Grünflächen in die Stadtplanung integrieren kann.

2019 bin ich sie von Westen nach Osten gewandert, diesmal von Osten nach Westen. Das ist alles kein schwieriges Gelände – es sind Parks, keine Naturschutzgebiete, aber dank der Hitze und Feuchtigkeit ist das schon ordentlich anstrengend, vor allem die knapp 100 Höhenmeter Aufstieg am Anfang auf den Mount Faber.

Aber es hat schon was: kaum tritt man aus der U-Bahn, steht man auch schon am Einstieg zum Wanderpfas Marang-Trail und mehr oder minder im Dschungel.

Ca. 300 Treppenstufen höher ist man dann auch im Faber Park rund um den Mt. Faber, einer der höchsten „Berge“ von Singapur mit knapp 100 Meter Höhe.

Es gibt allerlei Flora und Fauna:

Die Parks sind durch mehrere Brücken miteinander verbunden:

Noch mehr Aussichten:

Eine der Brücken war allerdings gesperrt, bzw. der Pfad dorthin, weil es einen Erdrutsch gegeben hatte. Das war schade, weil das eine Art Wipfelpfad gewesen wäre. Aber da kann man nichts machen, wir mussten am Boden entlang und eine Straße überqueren. Immerhin war der Wanderweg recht naturbelassen:

Am Ende des letzten Parks mussten wir ein Stück weit den sog. Science Park Drive entlang gehen. Das beginnt mit einer mutmaßlich staatlichen Forschungseinrichtung, die von einem hohen Zaun, Kameras und Warnungen umgeben ist, dann läuft man entlang der Firmengelände mehrerer größerer Konzerne aus dem Bio- und Medizinbereich bevor man zur U-Bahn gelangt.

Haw Par Villa

Eine U-Bahn Station weiter steht die Haw Par Villa, unser nächstes Ziel – die U-Bahn Station heißt ebenso. Aber vorher gab es Mittagessen in einem nahe gelegenen Freizeitzentrum. Das war auch gut so, denn hier fanden wir auch Schutz vor einem massiven, wenngleich zeitlich begrenzten, Regenguss.

Das Lokal, Seafood 88, war wahrlich seltsam. Man konnte hier nämlich gegen Gebühr angeln, mutmaßlich Shrimps aber vielleicht waren auch Fische im Becken.

Wir haben unser Glück nicht dort versucht, wir waren auch zu hungrig, um unser eigenes Essen zu fangen.

Glücklicherweise war das aber auch ein Restaurant, wo man für uns kochte:

Nun aber zur Haw Par Villa. Das war das Anwesen der Brüder Aw Boon Haw und Aw Boon Par, den Produzenten von Tiger Balm, die mit dieser Salbe zu großem Reichtum gekommen waren. Sie sind 1926 von Burma nach Singapur übergesiedelt und bauten dort eben jene Villa, die aber im zweiten Weltkrieg erst bombadiert und dann von den Japanern besetzt, und nach dem Krieg abgerissen wurde.

Par starb 1944 im Exil und sein älterer Bruder Haw wurde mit der Zeit immer exzentrischer. Er ließ auf dem Gelände Statuen und Dioramen aus der chinesischen Mythologie anlegen, die zum einen Unterhaltungscharakter haben und zum anderen die Werte der chinesischen Moral propagieren sollten. Bei manchen Sachen weiß man bis heute nicht genau, was er eigentlich meinte. Nach Haws Tod 1954 wurde das Gelände ein beliebter Freizeitpark, sozusagen das Disneyland von Singapur.

Aus heutiger und vor allem westlicher Sicht ist das alles nachgerade bizarr, aber auch absolut sehenswert. Hier einfach Eindrücke ohne viel Kommentar, denn auch in der Realität wird da nur vergleichsweise wenig erklärt. Infotafeln gibt es zwar, aber viele sind so stark verfärbt, dass man wenig oder nichts lesen kann.

Ein Highlight: Die Freiheitsstatue hat Asyl in Singapur erhalten, kein Wunder bei der aktuellen Lage. Sie musste sich aber ein wenig kleiner machen als in New York:

Viele Dioramen stellen Szenen aus dem chinesischen Klassiker „Die Reise nach Westen“ dar, der auch schon oft verfilmt wurde.

Viel seltsamer sind die kleineren Dioramen, die tugend- und lasterhaftes Verhalten darstellen sollen (oder so). Davon gibt es massenhaft, hier nur ein paar wenige:

Zwischenzeitlich regnete es mal sehr heftig, das tut es hier am Nachmittag gerne mal.

Ein Kernstück der Anlage, und auch der einzige Teil der Eintritt kostet, ist das Höllenmuseum. Der Kern davon ist eine Darstellung der zehn chinesischen Höllen (eigentlich der höllischen Gerichte), die von von Aw Boon Haw stammt. Drumherum gibt es nunmehr ein durchaus ernstgemeintes kultur- und religionswissenschaftliches Museum rund um verschiedene Vorstellungen vom Tod und dem Leben danach.

Der Kern ist aber wie gesagt die Darstellung der chinesischen Gerichtshöfe der Hölle. Leute, lasst es Euch gesagt sein: kommt unter keinen Umständen in die chinesische Hölle! Da ist Dantes Inferno fast schon gemütlich dagegen. An jeder Station wird man für seine Vergehen im Leben streng gerichtet und erfährt grässliche Strafen. Das Ganze ist eine komplexe Bürokratie mit Richtern und deren Gehilfen, Wächtern und Henkern.

Die einzige Hoffnung ist, dass dieser Boddhisatva eine Begnadigung erwirken kann.

Ansonsten kriegt man nach schier unendlicher Folter einen Trank, der einen alles vergessen lässt und wird danach wiedergeboren – wahrscheinlich, um dieselben Fehler wieder zu machen und erneut in der Hölle zu landen…

Da ist man schon froh, wenn man aus der Höllendarstellung wieder rauskommt und wieder eine solche bizarre Szene sieht…
Abends gab es dann noch Nasi Goreng mit Hühnchen und Ei im Hawker Center.

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