Heute war eine Walking Tour in den Colonial District, also das historische Viertel der britischen Kolonialherrschaft angesagt. Die ging aber erst um 10.00 Uhr los, also haben wir vorher einen Spaziergang entlang des Singapore River gemacht.
Auf beiden Seiten gibt es nette Promenaden. Es war allerdings am Karfreitag einiges los mit Joggern, Hunden und Fahrradfahrern.Anlegestelle für die „Bum Boats“, mit denen man den Fluss entlang fahren kann. Kommt noch.Am Clark Quay sind dann Unmengen von Lokalen. Das ist der touristischste und künstlichste Teil von Singapur, hier mit Fake-Shophouses.Und hier noch mehr Fake!Auch dieses Gebäude ist unweit des Flusses: Das Ministerium für Kultur, Community und Jugend. Wie wir später lernten, was es früher die zentrale Polizeistation, von der aus in den 1960er Jahren der Krieg der Regierung gegen die Triaden (chinesische Mafia) geführt wurde.Die eigentliche Walking Tour begann dann an der anglikanischen Kathedrale St. Andrews. Drin waren wir allerdings nicht, mutmaßlich war ohnehin Gottesdienst.
Die Walking Tour durch den Colonial District verlief ganz anders als die recht anstrengende Tour durch Little India. Die Führerin Ping erzählte recht eindrucksvoll die wichtigsten Eckdaten der Geschichte Singapur und wie sie mit den Gebäuden der Tour zusammenhängt. Wir waren viel in den Gebäuden, was den großen Vorteil der Klimatisierung hatte, drum war die Tour auch weniger anstrengend.
Zunächst ging es in die Nationalgalerie. Diese besteht aus zwei Gebäudeteilen, hier sieht man das alte Rathaus von Singapur, wo ein Großteil der Verwaltung stattfand.Hier sieht man auf den anderen Gebäudeflügel, das alte Gerichtsgebäude. Den Zwischenraum hat man Anfang der 2000er Jahre überdacht, als man aus Rathaus und Gerichtsgebäude die Nationalgalerie machte.Dieser Saal ist besonders geschichtsträchtig. Hier unterschrieben die Japaner 1945 die Kapitulation nach gut drei Jahren Schreckensherrschaft und später wurde der erste Präsident Singapurs hier vereidigt.Nämlich dieser Herr, Encik Yusof Ishak. Er war allerdings, wie alle Präsidenten Singapurs, ein weitgehend zeremonielles Staatsoberhaupt. Es ziert heute alle Geldscheine.Heute treiben sich da ungeniert Touristen rum.Das Dach des Gebäudes ist schön begrünt und von Wasser bedeckt. Ganz links oben sieht man das „Ufo“, die Aussichtsplattform des neuen Gerichtsgebäudes direkt daneben.Man hat Aussicht auf die Victoria Concert Hall, die tatsächlich schon immer ein Kultur-, kein Regierungsgebäude war. Dahinter der Finanz- und Handelsdistrikt mit der Skyline.Hier der Verbindungsteil zwischen dem alten Rathaus und dem alten Gerichtsgebäude, die heute zusammen die Nationalgalerie bilden. War früher ein Parkplatz. Die Säule in der Mitte soll einen Baum darstellen. Das Modell zeigt die Verbindung der beiden Gebäudeteile. Die goldene „Rutschbahn“ in der Mitte ist eben das Dach des Verbindungsteils. Kostenpunkt der ganze Renovierung: über S$500 Millionen, weil das Fundament aufwändig saniert werden musste. Immer noch billiger als das Humboldt-Forum in Berlin…Im alten Gerichtsgebäude landeten wir kurzfristig im Knast.Nächster Programmpunkt war das alte Parlamentsgebäude, welches auch heute als Kunstareal genutzt wird. War ursprünglich die Villa eines Händlers, wurde dann aber von der Regierung gemietet.Hier von vorne, mit einem vom König von Siam bei seiner ersten Auslandsreise gestifteten Elefanten.Der Plenarsaal des alten Parlaments. Westminster en miniature.Der Parlamentssessel von Lee Kuan Yew, dem langjährigen Machthaber und Premierminister von Singapur, 1959-1990.Das Victoria Theatre von außen, mit der Statue von Sir Stamford Raffles, dem Stadtgründer von 1819 im Vordergrund.Selbst der ist vor den Touristen nicht sicher.Die Begrünung Singapurs ist immer wieder beeindruckend.
Bei der Tour war Mittagessen inbegriffen. Das ist meistens kulinarisch nicht so toll, war hier aber sehr ordentliches indisches Essen.
Verschiedene Hühnchengerichte mit Naan.Vor sehr hübscher Kulisse.Hier nochmal das alte Parlament und der Glockenturm des Victoria Theatre.Das neue Parlament mit dem roten Dach und das neue Gerichtsgebäude mit dem Ufo.In das neue Gerichtsgebäude kamen wir wegen Feiertag nicht rein. Dafür konnten wir die Zukunft des Law Enforcement von Singapur sehen. Und die Vergangenheit der Feuerbekämpfung. Der letzte große Brand war 1961, damals gab es noch viele Häuser aus Holz und Palmwedeln. Neben der akuten Wohnungsnot war auch die Feuersicherheit eine Motivation für den modernen öffentlichen Wohnungsbau in Singapur.Hier die älteste Kirche Singapurs, die armenische Kirche. Tatsächlich waren schon vor den Engländern armenische Händler in der Region aktiv, in Zusammenarbeit mit den Holländern im heutigen Indonesien. Armenier gründeten die erste Zeitung von Singapur und auch das Raffles Hotel.Der Friedhof hinter der armenischen Kirche.Gegenüber: die chinesische Handelskammer.
Dort endete die Tour. Zeit für einen Drink! Aber die Schlange zur Long Bar vom Raffles Hotel war uns zu lang.
Also sind wir zum CHIJMES, „Convent of the Holy Infant Jesus Chapel“.Das ist mitnichten eine Kirche, sondern eine ehemalige Mädchenschule, das heutzutage als Kulturzentrum und vor allem als Areal für Restaurants und Bars genutzt wird.Hier wurden wir fündig auf der Suche nach einem Singapore Sling.Prost!
Danach zurück ins Hotel für Siesta und Chillen. Abends regnete es, also sind wir nur nochmal zu einem Einkaufszentrum bei der MRT-Station, wo es die Food Republic, eine Art kommerzielle Variante eines Hawker Centers gibt.
Außerdem eine japanische Arcade mit mehr Lärm und Rosa als man sich vorstellen mag. Das war aber nur eine Ecke der Food Courts, wir saßen dann doch woanders.Chinesisches Barbecue (Char Sieu) mit Beilagen.Koreanisches Bulgogie.Shaved Ice mit Mango und Mangoeiscreme. Alles sehr lecker.