Achtung: zwei Posts in relativ kurzem Abstand. Wer 24.12.2024 – Parks & Recreation noch nicht gelesen hat, sollte ggf. dort starten. Einfach runterscrollen.
Gute Vorbereitung ist vielleicht nicht alles, erleichtert das Reisen aber ungemein. Für meinen diesjährigen Trip nach Japan habe ich mir zwei neue Dinge gekauft: Winterstiefel mit Klettverschluss, in die man leicht rein und rauskommt sowie ein 70-300mm Teleobjektiv. Beides erwies sich heute als sehr nützlich.
Ziel war Jigokudani Yaen Kōen, besser bekannt als Snow Monkey Park. Das ist ein Naturschutzgebiet nahe Nagano, wo die weltweit einzigen Affen leben, die in heißen Quellen baden. Das ist tatsächlich kein Naturinstinkt, sondern sie haben sich das nachweislich bei den Menschen abgeschaut. Sie begannen nämlich, sich in die Badebecken eines nahe gelegenen Onsen-Ryokan zu setzen. Das war zwar putzig, sabotierte aber das Geschäftsmodell der Herberge, denn zusammen mit den Affen will und sollte man nicht baden.
Also vertrieb man die Makaken und baute unweit ein eigenes Becken für sie. Heiße Quellen gibt es in der Gegend wahrlich genug. Die Affen nutzten das Angebot (ein bisschen Zufütterung tat ihr Übriges) und voilà: eine weltweit einzigartige Attraktion, die Unmengen von Touristen anzieht. Die nahe gelegenen Onsen-Dörfer Shibu Onsen und Yudanaka Onsen profitieren.
Um hinzukommen, nimmt man den Shinkansen nach Nagano. Da Ikebukuro kein Shinkansen-Halt ist, fahre ich vorher drei Stationen nach Omiya, das ist wesentlich stressärmer als über Shinjuku zu fahren. In Nagano kann man dann einen „Snow Monkey Pass“ kaufen, der u.a. den Eintritt in den Park und einen Bus von Nagano dorthin abdeckt. Kurz und gut: <in 3,5h war ich vom Hotelzimmer zum Fuße des Snow Monkey Park.

Wohlbemerkt am Fuße. Man muss dann noch ca. 1,5km nach oben wandern, wobei es nur an zwei Stellen steil bergauf geht. Aber es liegt reichlich Schnee und der ist an manchen Stellen arg glatt. Kein Problem für 95% der Besucher mit vernünftigem Schuhwerk. Man kann auch Stiefel und sogar Steigeisen mieten – aber ich hatte ja meine praktischen Stiefel, die sich durchaus bewährten. Doch die verblieben 5%, hauptsächlich Chinesen aber auch einige Europäer/Amerikaner, versuchten es in Turnschuhen. Eine trug sogar eine Art Pelzpantoffeln. Entsprechend heute es doch immer mal wieder jemanden auf die Nase. Eine alte japanische Großmutter mit ultraleichtem Gelände-Rollator hatte weniger Probleme…
Dann geht es aufwärts, wobei ich absichtlich Bilder ohne viele Menschen ausgewählt habe. Allein ist man da nämlich nicht.



Man kommt auch an dem Onsen vorbei, wo die Affen das Baden lernten:

Ungefähr ab hier rasen dann auch schon regelmäßig die Affen durch den Wald. Über den Bergbach mit Heißwasser kommen sie auch ohne die menschlichen Brücken rüber, es sind nämlich immer mal wieder Kabel gespannt.
Oben angekommen gibt es dann ein kleines Gelände, wo sich die Affen tummeln. Dort ist auch das Becken, wo die heiße Quelle sich staut. Der Affen Onsen eben. Hier bewährte sich das Teleobjektiv. Zwar kommt man quasi bis auf Tuchfühlung an die Affen ran, das stört die überhaupt nicht, aber dann sind da immer noch diese vielen großen (Menschen-)Affen im Weg, die mit ihren Smartphones mittelmäßige Fotos und Videos schießen. Es gibt aber einige erhöhte Stellen, von denen man mit dem Tele prima Fotos schießen kann, ohne die Menschenmassen (ca. 100+ Leute, als ich da war) mit abzulichten.
Die Bilder sprechen für sich, auch wenn der Wasserdampf teils die Sicht trübt:

















Die Menschen sind den Affen schnurzegal. Alle Menschen? Nein! Es gibt einen, den finden sie hochinteressant und verlassen auch das Becken, wenn er auftaucht.


Er verteilt nämlich Futter. Irgendwelche kleinen Brösel, vielleicht Sonnenblumenkerne oder Pellets. Die suchen die Affen dann eifrig auf der Erde und im Schnee.



Danach ging es wieder abwärts ins Tal. Denn nach dem Affen-Onsen wollte auch der große Affe Markus in den Onsen. Dabei wandert man durch ein ziemliches Winter Wonderland:





Shibu Onsen
Den Rest des Tages und eine Übernachtung verbrachte ich dann in Shibu Onsen, dem Onsen-Dorf, das am nächsten zum Snow Monkey Park liegt. Wie alle Onsen-Dörfer ist es klein, mit verwinkelten Gassen, und besteht aus Ryokans, Souvenirgeschäften und Restaurants/Kneipen. Und natürlich aus heißen Bädern.






Vergesst die 36 Kammern der Shaolin. Die wahre Prüfung von Kraft und Ausdauer ist Soto-yu, die 9 Heißen Bäder von Shibu Onsen! Das sind ganz traditionelle Bäder, die nur für die Bewohner des Ortes und die Übernachtungsgäste mit Schlüssel zugänglich sind.








Habe ich diese Prüfung bestanden? Bin ich in alle 9 Bäder eingetaucht? Keinesfalls! Die Dinger sind zum Teil irrwitzig heiß. Ich liebe heiße Bäder, aber jenseits der 50 Grad Celsius hört der Spaß auf. 10 von 10 Hummern raten: mach das nicht. Zwar gibt es immer einen Kaltwasserhahn, mit dem man die Temperatur senken kann, aber den müsste man mindestens eine halbe Stunde laufen lassen, um auf eine akzeptable Temperatur von 43 Grad oder weniger zu kommen. Zumindest das Große Bad hatte aber eine brauchbare Temperatur, zumindest wenn sich so weit wie möglich weg vom Einlauf setzt.
Glücklicherweise hat mein Ryokan auch einen Onsen, der sehr viel angenehmer temperiert ist und auch ein (kleines) Außenbad hat.


Abendessen und Früstück
Nun geht man in einen solchen Ryokan nicht nur zum Baden, sondern auch zum Essen. Die Halbpension ist hier Sinn und Zweck der Sache. Und das bedeutet kein halbschariges Buffet, sondern ein Kaiseki-Dinner mit vielen winzigen Gängen.

Die meisten Gänge sind schon angerichtet bzw. vorbereitet, wenn man zum Essen kommt. Die Fleischgänge werden dann am Tisch mittels Brennpaste unter der Schüssel gegart.


Weitere heiße Gerichte werden dann im Laufe des Dinners serviert.



Während des Abendessens wird dann im Zimmer der Futon ausgerollt und das Bett gemacht.
Das Frühstück ist natürlich weniger aufwändig, aber ebenso köstlich. Man muss aber schon japanisches Frühstück mit Reis, Fisch und Misosuppe mögen. Croissants und Kaffee gibt es da nicht!

So, nun geht es weiter nach Nagano! Glücklicherweise hat das Hotel ein Shuttle zum nächsten kleinen Bahnhof Yudanaka. Von dort fährt ein Zug ziemlich genau zu dem Tempel, wo ich hin will.