24.12.2024 – Parks & Recreation

Nach zwei walking tours gestern durch die sehr geschäftigen Viertel Shibuya und Shinjuku war ein Ausgleich angesagt, in der Form von zwei Parks: dem Nationalpark für Naturstudien und dem Hamarikyū-Park.

Nationalpark für Naturstudien

Der Nationalpark für Naturstudien geht – wie die meisten Grünflächen in Tokio – auf eine Daimyo-Residenz zurück. Nach dem Niedergang des Shogunats (und damit der Daimyos) kam das Gelände in Minato in Staatsbesitz und wurde u.a. als Munitionslager genutzt. Wie so oft bei Militärgelände wurde ein ziemliches Biotop draus, und genau deswegen machte man nach dem zweiten Weltkrieg eine Mischung aus botanischem Garten und Halbwildnis draus – mitten in Tokio.

Das Gelände ist eine Art grüne Hölle, wo sich abertausende von fliegenden Dinosauriern lauthals anschreien. Ok, das sind natürlich einfach Vögel. Zum fotografieren derselben fehlte mir das ausreichende Teleobjektiv (das schleppe ich nicht dauernd mit mir rum) und selbst wenn ich es dabei gehabt hätte, wäre ich mit meinen mikrigen 300mm nicht weit gekommen. Es waren aber einige Fotografen im Park, mit riesigen Ofenrohren und (so glaube ich) Mittelformatkameras. Denn angeblich kann man hier Eisvögel fotografieren, gesehen habe ich leider keine.

Macht aber nichts, denn dafür hatte ich eine andere positive Überraschung. Ich war ja ziemlich neidisch auf Tini, die im Herbst drei Wochen in Japan war, passend zur Herbstlaubsaison Momiji, die in Japan sehr spektakulär sein kann. Aber dieser Sommer war so extrem heiß, dass sich alles nach hinten verschoben hat. Uns so kam es, dass ich am Heiligabend mitten in Tokio ein prima Momiji machen konnte:

Auch sonst ist das eine sehr ansprechende (Halb-)Wildnis, die so gar nichts mit einem traditionellen japanischen Garten zu tun hat.

Und was die Vogelfotografie angeht: Eisvögel habe ich keine erwischt…

…dafür sitting ducks.

Hamarikyū-Park

Zweites Ziel war der Hamarikyū-Park im Südosten der Stadt. Der geht zur Abwechslung mal nicht auf ein Daimyo-Anwesen zurück, sondern auf ein Jagdgebiet der Shogune. Daher ist das Gelände auch wirklich groß, außerdem am Wasser gelegen. Der Reiz ist vor allem die Mischung aus einem traditionellen japanischen Park, der von Hochhäusern und anderen Aspekten des modernen Tokio umgeben ist.

Da war ich 2014 schonmal, aber bei unserem Sommertrip 2023 habe ich ihn aufgrund von Hitze und Jetlag ausfallen lassen. Jetlag hatte ich diesmal immer noch, aber dafür lag die Temperatur bei angenehmen 10-12 Grad Celsius, meine Jacke war eigentlich schon zu warm.

Natürlich ist so ein japanischer Garten im Winter nicht auf der Höhe seiner Pracht – dafür ist das Gras einfach zu trocken und gelb und es gibt kaum Blüten. Aber schön anzusehen ist es trotzdem.

Eins hatte sich im Vergleich zu meinem letzten Besuch 2014 geändert. Damals gab es nur eins der vier historischen Teehäuser des Gartens.

Nämlich dieses hier, wo man auch immer noch ein Set aus Tee und Süßigkeit bekommen kann.

Mittlerweile sind aber alle Teehäuser wieder aufgebaut, so historisch akkurat wie möglich.

Tsukishima Monjayaki

Nun bin ich ja nicht nur zum Sightseeing in Japan, sondern auch zum Essen! Eine Spezialität, die ich noch nicht hatte, ist Monjayaki. Das ist ähnlich wie Okonomiyaki eine Art salziges Pfannkuchengericht mit Kohl und anderen Zutaten, aber der Teig ist viel flüssiger, so dass eine andere, weichere Konsistenz entsteht. Das Ganze wird auf dem Teppan am Tisch zubereitet und mit kleinen Spachteln gegessen, mit denen man von außen nach innen die Teile mit knuspriger Unterseite abschabt und verspeist.

Monjayaki ist eine Tokioter Spezialität, in diesem Fall aus dem Viertel Tsukishima, eine der ältesten aufgeschütteten Inseln in der Bucht von Tokio. Also bin ich gleich an die Quelle gefahren zur Tsukishima Monjayaki Street, wo es mehrere solcher Lokale gibt.

Der Teppan.
Die Zutaten, leider unscharf. Kohl, Mochi, Mentaiko (Fischrogen) und Käse. In der Flasche ist Öl zum Braten.
Die Zutaten, vor allem der Kohl, werden angebraten und dann ein Damm draus geformt.
Da wird dann der sehr dünne Teig reingeschüttet, bis er eine gewisse Festigkeit gewinnt und dann alles vermischt und weiter gebraten.

Natürlich machen die auf dem Teppan nicht nur Monjayaki, sondern grillen auch andere Dinge. Z.B. Austern:

Dann war es ca. 14.30 Uhr. Eigentlich hatte ich den Plan, nach Odaiba weiterzufahren, mich dort umzusehen und dann um 19.00 Uhr ein Feuerwerk zu sehen. Keine Chance, der Jetlag hat mich völlig umgehauen. Also zurück zum Hotel für ein dringend benötigtes Nickerchen. Immerhin gibt es eine U-Bahn, die quer durch die Stadt von Tsukishima nach Ikebukuro fährt.

Nicht mal solche besonderen Donuts nahe des Bahnhofs Ikebukuro konnten mich da noch locken.

Weihnachtsessen

Nach einem Nickerchen fühlte ich mich menschlich genug, mich um ein Abendessen am Heiligabend zu kümmern. Würstchen mit Kartoffelsalat? Keineswegs, mir stand der Sinn nach Yakiniku, dünnen Scheiben aus (Rind-)fleisch, die man auf einem eigenen Grill am Tisch zubereitet. In das erste Lokal kam ich mangels Platz nicht rein, aber ins zweite: Yakinikumafia.

Der Name ist so ein bisschen Programm, das ist nämlich ein eher teures Lokal mit sehr hochwertigem Fleisch. Außerdem kümmert sich einer der Köche jeweils ziemlich intensiv um den Gast, mit Erklärung, Konversation und Show. In meinem Fall war das Kyo-chan, eine junge Dame, die leidlich Englisch konnte. Hatte so ein bisschen was von Cabaret Club in Kabukicho, nur ohne die anzüglichen Aspekte, dafür mit lecker Essen!

Sagen wir mal so: da war sicher das teuerste Essen, das ich Japan je gegessen habe, aber es war arg lecker und es war Weihnachten. Hat sich gelohnt.

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