02.11.2024 – Mauer und Stadtschloss

Ich habe als Teenager einmal die Berliner Mauer gesehen, als ich meine Schwester Doro besuchte, die damals in Berlin wohnte und in Kreuzberg wohnte. Aber es ist doch arg lange her und die Eindrücke eher vage, also war ich an zwei Stellen, wo der Mauer auf unterschiedliche Weise gedacht wird.

East Side Gallery

Die East Side Gallery ist ein recht langes erhaltenes Stück Mauer entlang der Spree, südlich des Zentrums. Wie der Name schon sagt, wird es als Galerie für Street Art verwendet.

Wie man sieht, war durchaus was los.

Hier ein paar Eindrücke:

Nun gibt es ja Umfragen, in denen eine erschreckende Menge an Leuten (gerade in Schulen) glauben, die Amerikaner hätten die Mauer gebaut. Aber auch diese Geschichtsklitterung lässt sich ohne Weiteres toppen:

Ein japanischer Sektor? Japan als Siegermacht? Wenn das Douglas MacArthur wüsste!

Übrigens wird nur die Ostseite als Galerie genutzt.

Die Westseite ist weiß…
…oder mit Graffiti bedeckt.

Hier noch weitere Eindrücke dieser Gegend:

Gedenkstätte Berliner Mauer

Die eigentlich Gedenkstätte zur Mauer, deutlich weiter nördlich, hat hingegen nur ein ganz kleines Stück echte Mauer. Dafür ist die ganze Gedenkstätte quasi im Niemandsland. Also in dem Teil, in dem die DDR-Führung ganze Wohnblocks hart abreißen lassen, damit ein besser kontrollierbarer Grenzstreifen entstand. Vorher seilten sich die Leute aus den Häusern direkt an der Zonengrenze einfach ab.

Das Ganze ist entlang der Bernauer Straße gelegen.
Der hübsche Grünstreifen war die Kontrollzone, die Eisenstäbe rechts markieren den Verlauf der Mauer.

Aber eigentlich waren es zumindest hier zwei Mauern. Eine erste, die schon nicht überquert werden durfte, dann die Kontrollzone, und dann die eigentliche Mauer.

Für die Ostberline sah die Mauer eigentlich eher so aus, die erste Mauer also.
Oder gleich so, mit Wachturm. Die Metallmauer rechts ist neu.
Ein Blick auf den Fernsehturm.
Schon irre, wie sehr solche Gebäude ein Stadtbild prägen können, und heute braucht man sie eigentlich überhaupt nicht mehr.

Essen und Trinken

Gestern gab es italienisch, heute Mittag dann Currywurst.

Museumsinsel, Stadtschloss, Humboldt Forum

Der Weg führte weiter zur Museumsinsel.

Und nun zum Schloss des Anstoßes – gegenüber vom Berliner Dom. Der Palast der Republik war hässlich, politisch unerwünscht und vor allem asbestverseucht, also wurde er 2006-08 abgerissen. Ab 2012 baute man das im Krieg zerstöre Berliner Stadtschloss nunmehr als sog. Humboldt-Forum wieder auf. Das ganze Projekt war höchst umstritten, denn warum sollte man ausgerechnet ein Schloss der Hohenzollern wieder aufbauen, quasi als symbolische Restaurierung des Kaiserreiches? Außerdem waren einige der Geldgeber recht fragwürdige Gestalten…

Das Gebäude wird als Kulturzentrum und Ausstellungsraum genutzt und beherbergt u.a. das Ethnologische Museum und das Museum für Asiatische Kunst – passend zum neuen Namen Humboldt Forum.

Meine Meinung zu der Sache: also wenn der Neubau einigermaßen so aussieht wie das alte Stadtschloss: warum hat man ausgerechnet dieses Schloss wieder aufgebaut? Was Schlösser angeht, ist das eher ein kleines und ziemlich langweiliges Exemplar. Da hätte man sich auch was Kreativeres einfallen lassen können.

Im Ethnologischen Museum war ich dann auch kurz drin. Das ist ein ganz klassisches völkerkundliches Museum. Natürlich mit moderner Museumsdidaktik, zeitgemäßer Beschriftung und viel Diskurs um das Übel des Kolonialismus. Aber an Ende des Tages ist es halt einfach ein ethnologisches Museum mit hübschen Artefakten aus (für uns) exotischen Gefilden.

An den Benin-Bronzen hat sich ja die ganze moderne Diskussion um Restitution von Raubkunst entfacht. Wenn ich es recht verstanden habe, sind die Benin-Bronzen dieses Museums bereits restituiert, aber man hat noch einige mehr oder permanente Leihgaben, die man ausstellt.

Nosferatu im Babylon

Abends war ich dann noch im Kino Babylon am Rosa-Luxemburg-Platz und habe mit eine Aufführung von Nosferatu (1922) mit Live-Orchester angesehen. Das war alles sehr stimmungsvoll und der Film funktioniert auch heute noch erstaunlich gut, man merkt die Auswirkungen bis in die heutige Populärkultur hinein. Auch wenn damals die Vampire noch nicht glitzerten…