15.08.2024
Mein Job ist im August besonders stressig, da brauche ich immer mal wieder eine Auszeit und in Prag gefällt es mir gut. Zumal ich nach 2011 und 2022 zum dritten Mal hier bin und die ganz großen Sehenswürdigkeiten (Altstadt, Burg, Hochburg) schon kenne. Ich bin wieder im selben Hotel wie 2022 in Andel abgestiegen, das mir sehr gut gefällt, allerdings dieses Mal teurer war als vor zwei Jahren.
Umso besser, dass sie Inflation ansonsten in Prag anscheinend weniger wild war als in München. Die Preise kommen mir 30-40% günstiger als in München vor. Bier gibt es für ca. 60 Kronen (€2,40) und viele leckere Gerichte unter €10,-, da macht die Einkehr Spaß. Tatsächlich ist Essen und Trinken ein Hauptgrund für mich, wieder in Prag zu sein. Mir schmeckt die tschechische Küche.




Petřín
Zwar kenne ich die berühmtesten Sachen in Prag schon, aber es gibt immer noch viel zu entdecken. Ich war auf dem Hügel Petřín südlich des Schlosses und westlich der Moldau. Das ist ein Naherholungsgebiet mit schönen Aussichten und man kann mit einer Zahnradbahn hochfahren (funiculi, funicula, funiculi, funiculaaaaa!)

Oben an der Zahnradbahn wartet ein Rosengarten, obwohl den niemand versprochen hat:


Das Entscheidende ist aber, dass es oben einen Aussichtsturm gibt, der aus einer ähnlichen Zeit wie der Eiffelturm stammt und auch ein bisschen an diesen erinnert. Der hat auch einen Lift. Auf den muss man warten (immer nur 3 Personen gleichzeitig) aber immer noch besser als 300 Stufen im Hochsommer.

Von dort aus hat man natürlich eine prächtige Aussicht:









Kloster Strahov
Unweit gelegen ist das Kloster Strahov, das vor allem für seine Bibliothek berühmt ist. Nicht zu unrecht:








Prager Loreto
Das Prager Loreto ist ebenfalls ein Kloster und wurde als Teil des Rekatholizierungsprozesses nach dem 30-jährigen Krieg gebaut. Es ist vor allem architektonisch schön, hat aber auch eine beeindruckende Schatzkammer.









Hradschiner Platz
Danach war ich schon wieder ziemlich fertig, es sind gut 30 Grad. Aber es gilt: what goes up, must come down. In diesem Fall weil der ÖPNV Prags nicht bis auf den Burgberg führt und ich zurück ins Tal musste. Natürlich gab es da auch viele Sights, wobei ich Burg und Veitsdom diesmal weggelassen habe.






Dann war die Rückkehr ins klimatisierte Hotel, Siesta, Bildbearbeitung und Bloggen angesagt. Jetzt mache ich noch einen Spaziergang zur Moldau und gehe was Essen.
16.08.2024
Gestern ließ ich den Tag dann am „Strand“ der Moldau ausklingen:



Auf dem Rückweg bin ich dann noch im Manifesto Market eingekehrt. Das ist so eine Art Hipster-Foodcourt mit Events und Musik.


Jüdisches Museum
Vor zwei Jahren war ich fast keinem historischen Gebäude drin, da hatte ich auch weniger Zeit und wahrscheinlich keine Lust. Drum bin ich diesmal ins jüdische Museum, das aus mehreren Synagogen im jüdischen Viertel der Altstadt sowie dem alten Friedhof besteht. Da war ich 2011 natürlich schon mal, aber damals habe ich noch nicht geblogt und die Fotos waren eher schlecht.






















Altstadt
Es sind mittlerweile sehr viel mehr Touristen in Prag als noch vor zwei Jahren, weitgehend in der Altstadt konzentriert. Drum habe ich da auch nur eine kurze Stippvisite gemacht.




Danach bin ich noch eine ganze Weile entspannt durch die weniger frequentierten Teile der Altstadt und anderen Bezirken spaziert. Manche Ziele sind aktuell uninteressant: der Pulverturm ist eingerüstet und der Wenzelplatz eine einzige Baustelle. Aber das Kantyna, eine Fleischerei mit, naja, einer Luxuskantine, hatte offen (wenn auch mit 30 Minuten Verspätung wegen „technischer Probleme“). Da war ich letztes Jahr aus einer Food Tour und wollte noch mal hin.




17.08.2024
Heute habe ich ein bisschen länger ausgeschlafen und mein touristisches Tagwerk erst um kurz nach 10 Uhr begonnen. Der Weg führte zur Kleinseite, nach Kampa und in die Prager Neustadt.
Kleinseite
Die Kleinseite ist die Altstadt am Westufer der Moldau, am Fuße der Prager Burg. Von hier führt die Karlsbrücke, die bekannteste Sehenswürdigkeit der Stadt in die eigentliche Altstadt am Ostufer.
Nun muss man sagen, die Karlsbrücke ist überbewertet. Hübsch und alt, aber hoffnungslos überlaufen. Was ich aber nicht wusste: der Brückenturm auf der Kleinseite hat eine Aussichtsplattform, und die ist nicht überlaufen. Stattdessen hat man eine prima Aussicht auf die ikonischsten Anblicke der Stadt.



von wo aus ich die umgekehrte Aussicht fotografierte.
Ziemlich versteckt auf der Kleinseite sind die Vrtba-Gärten. Ich bin glaube ich zweimal dran vorbei gelaufen bevor ich den Zugang fand. Formale Gärten in Prag sind gerne mal bergauf angelegt, so wie buddhistische Tempel in Japan.








Kampa
Wenn man vor der Karlsbrücke nach Süden abbiegt, landet man auf der Insel Kampa. Man merkt kaum, dass es eine Insel ist, aber sie liegt zwischen dem kleinen Kanal Čertovka und der Moldau. Im Prinzip eine Art Uferpromenade, aber schon viel ruhiger als Altstadt oder Kleinseite.




Neustadt
Auf der anderen Seite der Moldau liegt dann die Prager Neustadt (südlich der Altstadt). Dahin habe ich noch einen kurzen Abstecher gemacht und das Nationale Denkmal für die Helden des Heydrich-Terrors gesehen. Hier wird der tschechischen Widerstandskämpfer gedacht, die 1942 dem Nazi-Statthalter Reinhard Heydrich von „Böhmen und Mähren“ den Garaus machten. Das Attentat gelang, doch die Widerstandskämpfer bezahlten den Erfolg mit dem Leben. Sie konnten sich in Prag in der Krypta einer tschechisch-orthodoxen Kirche verstecken, doch letztlich wurden sie verraten und töteten sich nach erbittertem Widerstand selber.
Das Ganze hatte eine wichtige Auswirkung für die Nachkriegs-Tschechoslowakei: die Briten (mit deren Hilfe die Widerstandskämpfer ins Land gekommen waren) distanzierten sich endlich vom Münchner Abkommen (was sie vorher nicht getan hatten) und unterstützen die Restaurierung der Tschechoslowakei in ihren Grenzen von 1938, vor der Annexion des Sudetenlandes.

Ganz in der Nähe (und auch ein Grund, warum ich die Moldau überquerte) ist die „Real Meat Society“. Das ist ein Biometzger mit kleinem Lokal, der wirklich ganz hervorragendes Fleisch verkauft und leckere Speisen daraus macht. Der Chef kommt ursprünglich aus Großbritannien.



