12. September 2025 – Revolution und Katakomben

Paris in Revolt!

Heute habe ich meine erste walking tour gemacht, unter dem Titel „Paris in Revolt!“, also zu den französischen Revolutionen. Von den historischen Stätten ist nicht mehr viel erhalten – die Bastille wurde geschleift, die Guillotine abgeschafft (1977!), der Tuillerien-Palast abgefackelt. Aber zumindest für mich ist auch spannend, historische Orte zu begehen, auch wenn da nicht mehr viel zu sehen ist. Ich habe mir auch mal in Chicago die Hacken abgelaufen, um den Ort der sog. Haymarket Riot zu finden – heute ein Parkplatz.

Allerdings war ich froh, einigermaßen historisch gebildet zu sein. Der Guide sprang fröhlich zwischen der französischen Revolution von 1789, Napoleon, der Julirevolution von 1830, der Februarrevolution von 1848, der Pariser Kommune von 1871 und Bloquons Tout hin und her, aber interessant war’s schon.

Das hier ist zum Beispiel die Église Saint-Roch, wo sich ein junger Offizier namens Napoleon 1795 bei der Bekämpfung von Royalisten einen Namen machte. Ich selbst habe auf dem Foto die Passanten und sonstigen im-Bild-Steher mit KI wegkartätscht…
…bei Napoleon ging es da robuster zu. Das war der berühmte „whiff of grapeshot“.
Physisch nah, aber ansonsten völliges non sequitur: dieses Gebäude behauste die Botschaft von Texas, als die Lone Star Republic noch kein Teil der USA (und nicht mehr einer von Mexiko) war.
Das Napoleon sich für die Wiederkehr von Julius Caesar hielt, ist ja bekannt. Diese Siegessäule ist nicht nur der Trajanssäule in Rom nachempfunden, sie wurde auch mit der Bronze aus feindlichen Kanonen gekleidet.
Auf dem Place de la Concorde, damals Place de la Revolution, stand eine der Guillotinen, nämlich die, die Louis XVI einen Kopf kürzer machte.
Hier, im Hôtel de la Marine, ebenfalls am Place de la Concorde, wurde der Marshall-Plan unterzeichnet.
Auf der anderen Seite steht die Nationalversammlung, die heute ganz anders aussieht als damals, aber immer am selben Ort blieb (vom Tennisplatz in Versailles mal abgesehen). Heute kann sie sich mit dem US-Kongress darum streiten, welches das dysfunktionalste demokratische Parlament ist…
Der Seine ist es egal.

Kulinarisches

Gestern Abend gab es Küche aus den ehemaligen französische Kolonien, in diesem Fall Vietnam, ich brauchte eine Dosis asiatische Küche:

Heute war ich in einem Netten Restaurant in der Nähe der Katakomben essen:

Katakomben

Die Katakomben wollte ich mir auf jeden Fall gerne ansehen. Allerdings war das gar nicht so einfach: die Tickets sind teurer als die vom Louvre und in sehr begrenzter Anzahl eine Woche vor dem Besuchstermin zu haben. Aber ich habe es geschafft! Und immerhin funktioniert das dort mit den timeslot-Tickets wesentlich besser als im Louvre, es gibt keine Wartezeit und das Besucheraufkommen war absolut OK. Allerdings gab es Taschenchecks sowohl beim Reingehen als auch wieder beim Rausgehen – logisch. Irgendein Depp würde sonst sicher versuchen, einen Knochen als „Souvenir“ mitzunehmen.

Was mir gar nicht klar was, ist dass die Nutzung der Katakomben zur Lagerung von Knochen eine „Zweitnutzung“ der unterirdischen Gewölbe war. Das eigentliche Problem war, dass Teile von Paris einsturzgefährdet waren. Es wurde nämlich seit Jahrhunderten Kalkstein unter Paris gefördert, der Boden unter Paris war wie ein Schweizer Käse. Bevor es noch schlimmer wurde, hat man also in einer großen, Jahrzehnte dauernden Ingenieursaktion Stützsäulen eingebaut. In diesen Bildern sieht man das ganz gut:

Kurz vor der Revolution kam man dann auf die Idee, dass die vielen Friedhöfe im Stadtzentrum – vor allem die Massengräber – keine so gute Idee waren. Also hat man sie stillgelegt und die Knochen umgelagert: eben in die Katakomben. Millionen von Skeletten.

Hier sieht man, welche Friedhöfe wann umgelagert wurden.

Das Resultat ist schon ziemlich makaber und wird schon seit dem 19. Jahrhundert von Besuchern besichtigt. Früher nur hochrangige Persönlichkeiten, heute jeder, der sich ein Ticket leisten und eins ergattern kann.

Einen Brunnen gibt es auch, vor allem zur Entwässerung.
Die Katakomben sind sehr groß, auch der Teil mit den Knochen. Als Besucher sieht man nur einen kleinen Teil. Es geht alles noch viel weiter.
Diese Knochen wurden von der Commune 1871 hier eingelagert.
Dieser Raum wurde bereits im 19. Jahrhundert für illegale Konzerte missbraucht.

Alles schon ziemlich beeindruckend. Die ganze Tour dauert eine knappe Stunde und man geht einen knappen Kilometer (plus 20 Meter Treppen runter und wieder rauf). War aber auf jeden Fall spannend!

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