02.11.2017 Hikone und Sekigahara

Aktuell ist unser Basislager in Nagoya, das wir aber erst noch erkunden müssen. Hier ein paar nächtliche Bilder:

Das hier ist das Oasis 21, ein architektonisch seltsames Einkaufszentrum…
…mit Wasser auf dem Dach. Im Hintergrund der Fernsehturm.
Es gibt dort die seltsamsten Dinge zu kaufen.
Ein Blick aufs nächtliche Nagoya. Ja, das ist ein Riesenrad im Hintergrund.

Unser erster Tagesausflug führte uns nach Hikone, eine Stadt am Biwasee, dem größten See Honshus und außerdem so ziemlich die Mitte. Dort gibt es eine der fünf historischen Burgen, die als nationale Schätze gelten. Damit habe ich vier von ihnen gesehen (Himeji, Matsumoto, Matsue und Hikone), die fünfte ist ganz in der Nähe und kommt auch noch dran.

Und das ist sie, Burg Hikone. Viel kleiner als Himeji und deutlich kleiner als Matumoto und Matsue, aber sehr schmuck.
In Japan hat jede Burgstadt ein beklopptes Maskottchen.
Und jede Burg, die was auf sich hält hat einen Garten.

Die Kirschbäume sind aber völlig durchgeknallt und haben im November noch eine Teilblüte, warum auch immer.
Dieser Bewohner findet das prima!

Unser zweites Ziel war Sekigahara. Dort fand im Jahre 1600 die Entscheidungsschlacht zwischen dem späteren Shogun Tokugawa Ieyasu und den Loyalisten des zu dem Zeitpunkt schon verstorbenen Reichsvereiners Toyotomo Hideyoshi statt. Es war das Ende der Kriegswirren der Sengoku-Periode und der Beginn der weitgehend friedlichen Edo-Periode, letztlich der wichtigste historische Moment des neuzeitlichen Japan.

Wie man sich vorstellen kann ist von einem über 400 Jahre alten Schlachtfeld nicht mehr viel zu sehen, aber Sekigahara, heute eine kleine Industriestadt, müht sich redlich die historischen Stellen auszuweisen und mit Infotafeln zu kommentieren, das sogar auf Englisch.

Gleich beim Bahnhof sind die Wappen der beteiligten Klans zu sehen…
…und selbst dieses eher industriell anmutende Gebilde ist mit einem Motiv der Schlacht verziert.

Warum übrigens fand diese Schlacht in Sekigahara statt? Das ist quasi der Verkehrknotenpunkt zwischen dem östlichen Japan um Tokio (damals Edo) wo Tokugawa seine Macht hatte und dem westlichen Japan um Kyoto und Osaka, wo Hideyoshi (dessen Sohn noch ein Kind war und für den Feldherr Ishida Mitsunari kämpfte) sein Zentrum hatte. Man spricht daher auch vom Kampf der östlichen mit der westlichen Armee. Und es waren große Armeen: insgesamt waren bis zu 200.000 Soldaten involviert. Es war mit Abstand die größte Schlacht der japanischen Geschichte bis zum 2. Weltkrieg und die wohl größte Schlacht auf den japanischen Hauptinseln überhaupt.

Bizarr war übrigens auch eine Ausstellung im Museum, wo es um Gettysburg und Waterloo ging. Anscheinend gibt es da eine Art Kulturaustausch zwischen historischen Schlachtenfans.

An dieser Stelle wird der heftigsten Kampfhandlungen gedacht.
Hier sieht man das Hauptquartier von Ishida Mitsunari von unten…
…und von oben.

Wie verliert man eine Schlacht, in der man zahlenmäßig überlegen ist und auch noch den höheren Grund hält? Ganz einfach: Verrat! Tokugawa hatte mehrere Klans, die eigentlich auf Ishidas Seite waren dazu überredet, sich herauszuhalten oder sogar die Seiten zu wechseln. Womit man wieder sieht: Kriege werden nicht militärisch, sondern politisch gewonnen. Das Ganze passierte natürlich auch in schönster Game of Thrones – Manier.

Unter diesem Baum wurden die Köpfe der Gefallenen der Ostarmee begraben. Damals war es usus, den Getöteten die Köpfe abzuscheiden und sie rituell auszustellen, bevor man sie bestattete.

Ansonsten ist Sekigahara eine völlig harmlose Stadt mit Fabriken und Feldern und so manchen schönen Flecken:

Hier noch mein Mittagessen:

Unagi, gegrillter Aal. Sehr lecker, aber fett!

Heute keine Videos. Morgen sehen wir uns Nagoya an, vor allem das Tokugawa-Museum. Dort lagern die Schätze, die Tokugawa Ieyasus Klan in über 250 Jahren Herrschaft angesammelt hat!

Ein Gedanke zu „02.11.2017 Hikone und Sekigahara“

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert