27.03. Izumo-taisha

Von Okayama durchquerten wir Honshu nach Norden und Westen an die andere Seite, die Nordküste hin zum japanischen Meer. Zwischen den Küsten sind hier nicht riesig hohe Berge aber doch ordentlich Mittelgebirge. Entsprechend zig sich die Zugfahrt – das ist hier ein anderes Japan jenseits von Shinkansen und Ultramoderne.

Ziel war Izumo-taisha, der zweitwichtigste Schrein im Shintoismus. Hier wird Ōkuninushi-no-mikoto verehrt, und quasi nebenbei sein mythologisch eigentlich wichtiger, aber in der faktischen Religion wenig bedeutende Vater Susanoo, Bruder der Sonnengöttin Amaterasu und Gott von Wind, Meer und Donner.

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Hier ein kleiner Schrein am Eingang, an dem man das Unglück loswird.
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Kirschbäume dürfen auch hier nicht fehlen, aber da fehlen noch ein paar Tage.
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Hier eine Statue von Ōkuninushi-no-mikoto.

Der Deal war wohl so: Ōkuninushi-no-mikoto akzeptierte die Nachkommen Amaterasus (also die Kaiser von Japan) als Herrscher von Japan, dafür bekam er einen ganz tollen Schrein, der lange Zeit das höchste Gebäude Japans war (und auch früher doppelt so hoch wie heute, was zu einigen Einstürzen führte).

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Ōkuninushi-no-mikoto wird auch mit Kaninchen assoziiert, weil es eine Fabel gibt, in dem er einem solchen Tier hilft. Entsprechende gibt es viele Kaninchen-Darstelllungen auf dem Gelände – was am Ostersonntag für zwei Europäer recht amüsant war.
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Hier sieht man eine Art Wallfahrt auf dem Gelände vor dem Schrein.
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Die Zweige dieses Baumes (und anderer mehr) sind mit Zetteln mit Wünschen verknotet.

Der Schrein selber ist mit einem Zaun umgeben und nur Priester kommen rein. Dennoch kann man einiges sehen – laut Tini viel mehr als in Ise, dem wichtigsten Schrein, wo Amaterasu selbst verehrt wird. Interessant ist hier der Blick in die Vergangenheit. Der Schrein wird zwar alle 60 Jahre komplett neu gebaut – aber er bleibt doch weitgehend unverändert (bis auf die Größenreduktion). Und da es diesen Schrein tatsächlich verbrieftermaßen seit dem 7. Jahrhundert gibt, bekommt man einen Blick auf das ganz ganz frühe Japan. Die Architektur ist also älter als fast alle ältesten Kirchen Europas, auch wenn der Bau selbst 2013 neu gemacht wurde. Von verschiedenen Seiten:

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Der Susanoo-Schrein liegt dahinter, ist viel kleiner, und auch für Laien zugänglich.

Warum ist also Ōkuninushi-no-mikoto wichtiger als sein Vater? Er ist für Eheschließungen zuständig. Und in Japan wird shintoistisch geheiratet, dafür buddhistisch begraben. Entsprechend vielbeschäftigt ist der Kami

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. Direkt neben dem Schrein liegt die größte Hochzeitshalle in ganz Japan – und das in einer recht entlegenen Gegend.
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Nördlich von Izumo liegt das Kap Hinomisake an der Küste zum japanischen Meer. Da sind wir auch noch hin, was sich landschaftlich bewährt hat, denn es ist eine schöne Steilküste und es gibt einen Leuchtturm und Unmengen Vögel – Möwen und Raubvögel, zu denen gleich noch mehr.
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Der Leuchtturm, wohl der höchste in Japan:
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Auf dieser Felsinsel ist auch ein kleiner Schrein, das sieht man am Tori (der „Torbogen“).
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Da wimmelt es nur so von Möwen.

Dass Möwen diebische Viecher sind, weiß man ja. Doch hier nehmen auch die zahlreichen Milan-artigen Raubvögel den Begriff „Raub“ sehr ernst. Hier sieht man Tini mit ihrem zweiten gegrillten Kalmar. Den ersten hat ihr ein Raubvogel direkt aus der Hand gerissen, als sie mit ihm draußen lustig knabbernd unterwegs war. Wir waren alle reichlich überrascht und froh, dass Tini dabei nicht verletzt wurde.

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Tini durfte ihren zweiten gegrillten Kalmar in Ruhe essen.
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Aus irgendwelchen Gründen haben sie diese Trockenfische aber in Ruhe gelassen.

Zum Abschluss noch zwei Bilder vom Abendessen in einem Izakaya (japanische Kneipe mit kleinen Speisen).

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Pommes (aus Kartoffeln aber auch Lotuswurzeln) – ganz hervorragend.
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Und Yakitori. Einer mit frittierter Hühnchenhaut, die anderen (die aussehen wir große Löffel) sind Tsukune, also aus gewürztem Hühnchenhack gegrillt mit Eigelb zum Tunken.

Morgen sehen wir und Matsue-jo an, eine der zwölf verbliebenen Originalburgen Japans.

3 Gedanken zu „27.03. Izumo-taisha“

  1. Gratuliere zum Auffinden des Osterhasen in Japan!

    … und ein Glück, dass Tini die hitchcockartige Vogelattacke unbeschadet überstanden hat! Wattet nich allet jibt…

    Toller Leuchtturm! Hab vorher noch nie einen japanischen Leuchtturm gesehen…

    Viel Spaß mit der schicken Burg in Matsue!

  2. Schade, dass keiner das Ereignis auf Film gebannt hat… aber gut, dass ihr nichts passiert ist.
    Hat Tini auch einen Wunsch am Baum hinterlassen?

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