Der Blog ist jetzt in chronologischer Reihenfolge. Wer noch nicht alles gelesen hat, bitte nach unten scrollen.
Dies ist mein Reiseblog zu meinem Aufenthalt in Paris vom 8.-19. September. Aber keine Sorge, das wird nicht die von absolut niemandem erwartete Fortsetzung der Netflix-Serie Emily in Paris mit mir anstatt Lily Collins in der Hauptrolle – zumal ich die nie gesehen habe und dies auch nicht plane.
Mein Domizil ist im 15. Arrondissement im Quartier de Javel im Südwesten von Paris. Genauer gesagt hier:
Mit Bildern ist frühestens am Montagabend, 8. September zu rechnen, evtl. auch später.
Die Anreise nach Paris gestaltete sich recht unspektakulär. Nachdem man den TGV München-Paris erst (für meinen Geschmack) recht kurzfristig buchen kann, bin ich mit der Lufthansa, eigentlich einer ihrer „wir wollen die Piloten nicht mehr so gut bezahlen“ Tochtergesellschaften (Lufthansa City Airlines) geflogen. Der online-Check-in klappte nicht wegen eines technischen Fehlers bei der Lufthansa, aber sonst lief alles glatt.
Es gab sogar (dank Business Class) einen recht leckeren Mittagssnack, Lemon Shrimp auf Perlgraupen, dazu ein extrem gehaltvolles (aber leckeres) Schokotörtchen.
Ich hatte einen Fahrtransport zu meiner Unterkunft bestellt, der mich auch sehr zuverlässig hinbrachte und sich mit mir über die Dysfunktionen der französischen und deutschen Politik unterhielt.
Apropos Dysfunktion (französisch): kaum fliege ich hin, wird Premierminister François Bayrou gestürzt und für Mittwoch ist „on bloque tout“ angesagt, also die völlige Lahmlegung von (vor allem) Paris. Na toll. Mal sehen, wie schlimm es wird…
Touristisch hat aber bisher alles gut funktioniert:
Straße zu meinem ApartmentHauseingangWohnzimmerKücheSchlafzimmerBad
Alles ziemlich kompakt, aber clever aufgeteilt. Für 4 Personen (Maximalbelegung) wäre es extrem eng, aber alleine ist es prima. Das WC ist übrigens genau jenes, ein Water Closet: schon gekachelt und modern gemacht, aber eben eine schrankgroße Kammer ohne Fenster (aber mit Lüftung) neben der Küchenzeile.
Nach dem Auspacken war ich erstmal einkaufen, schließlich muss ich mich beim Frühstück selbst versorgen. Ein recht großer Supermarkt ist nur wenige Gehminuten entfernt.
Dort gibt es alle Delikatessen der französischen Patisserie-Kunst 😉aber im Ernst: dies ist nur ein kleiner Teil der monumentalen Käseauswahlund das ist alles (in) Butter!
Direkt unten am Gebäude gibt es nettes Bistro:
Mein erstes Bier in Frankreich, ein Kronenbourg 1664. Schmeckt.Croque Monsieur avec fritesEclair
Auch sonst hat die Wohngegend einige nette Lokale und Ansichten. Aber wer hätte gedacht, dass Kommissar Derrick Katalane war? (Man lese den Namen des Restaurants rechts unten im Bild).
Danach der erste Spaziergang Richtung Seine. Man kommt dabei durch einige nach berühmten Leuten benannte Parks:
Der Square Jean Cocteau
Und der Parc André-Citroën:
Wer beim letzten Bild genauer hinsieht, bemerkt vielleicht, dass man zu Ehren des legendären Automobilbauers Enten in der Bildmitte angesiedelt hat (duck und weg…)
Tja, und dann kam ich an der Sein an, aber viel weiter südlich als die klassischen Touristenziele im historischen Stadtzentrum:
Allerdings fallen mittlerweile wieder die Wikinger ein. Überhaupt lagen fast ein halbes Dutzend Flusskreuzfahrtschiffe vor Anker. Man kommt sich vor wie am Nil…
Einige hundert Meter weiter nördlich sieht man von einer Brücke aus sehr schön die Geschöpfe des Dr. Eiffel:
Nein, die Freiheitsstatue wurde nicht von Trump nach Hause deportiert (die ist schon lange nach Singapur geflohen, s. Blog vom April). Dies hier ist quasi die kleine Schwester, eine Replika, die schon drei Jahre nach der Freiheitsstatue in New York hier errichtet wurde.Hier nochmal als Panorama.
Zurück zum Apartment bin ich mit der Metro gefahren, ich habe mir ein Wochenticket besorgt, dass viel günstiger ist als die 3- oder 5-Tages-Tickets, warum auch immer (startet aber immer Montags).
Auch ist die Metrostation Javel keins der Jugendstil-Juwelen des Pariser Metrosystems.
Man muss sagen, modern ist die Pariser Metro nicht, schließlich gehört sie zu den ältesten U-Bahnen der Welt. Die Waggons lassen zum Teil die ältesten der Münchner Olympia-U-Bahnen richtig modern aussehen. Außerdem kam ich bei einer der Stationen mit meinem Handy-Ticket nicht durch das Gate und musste den Herrn im Stations-Kabuff bemühen, bei einer anderen Station (mit moderneren Gates) ging es einwandfrei. Auch die Eingänge zu den Stationen finde ich nicht immer leicht zu finden. Aber was soll’s: die Metro kam, sie fuhr, sie brachte mich nach Hause. Damit hat der Pariser ÖPNV seine Funktion für mich erfüllt. Bis Mittwoch, wenn „on bloque tout“ ansteht…
Der erste Urlaubstag beginnt, wie es mein Brauch ist, mit einem fotografischen Gewaltmarsch. Ich bin extra früh aufgestanden, um bereits kurz nach 7.40 Uhr an der Kathedrale Notre Dame zu sein.
Notre Dame
Die Kathedrale ist nach dem Brand 2019 mittlerweile wieder geöffnet und Ziel entsprechend vieler Touristen. Nun kann man zwar online Tickets mit Zeitslot reservieren, aber die sind zuverlässig innerhalb von Sekunden weg. Daher bin ich schlicht zur Öffnung um 7.50 Uhr gekommen. Das hat auch funktioniert und ich kam ohne Reservierung gleich rein. Allerdings war dann erstmal um 8.00 Uhr Messe, so dass weite Bereiche erst nach halb neun zugänglich waren.
Es ist auch nur die Vorderseite (Westseite) schon wieder fertig, hinten wird noch kräftig gebaut.Morgens um viertel vor Acht ist die Welt noch in Ordnung und es gibt keine Schlangen.
Allerdings hatte der Brand 2019 permanente Opfer. Die Wasserspeier und Gargylen singen und tanzen nicht mehr, anders als in dem Disney-Dokumentarfilm „Der Glöckner von Notre Dame“.
Dafür schäkern sie mit den Tauben.Was wohl die Apostel davon halten?
Hier nun ein paar Innenansichten. Es ist alles sehr hell und neu. Die Säulen sind aber unübersehbar (und auch absichtlich sichtbar) aus Beton.
Auch die vielen Nebenkapellen am Rand sind wieder hergestellt, jede einem Heiligen oder Bibelgestalt gewidmet.
SalomonS. FerdinandDie EvangelistenJeanne D’Arc
Hier nun Bilder aus der näheren Umgebung:
Statue von Charlemagne. Aber man beachte den Infanteristen an seiner Seite: seit wann arbeitet Asterix für Charlemagne? Was würde Majestix dazu sagen?Der Justizpalast
Hôtel de Ville (Rathaus)
Wie man sieht, ist die Kommunalpolitik fest in progressiver Hand.
Centre Georges Pompidou
Bis 2030 geschlossen, aber Fassade und Umgebung sind auch hübsch.
Metro
Mittlerweile bin ich doch ziemlich viel mit der Metro gefahren. Funktioniert gut, allerdings finde ich es manchmal gar nicht so einfach, den Eingang zu finden, zumal viele Stationen nur einen davon haben. Dabei sind sie eigentlich gut gekennzeichnet, aber die Eingänge sind nicht riesig.
Wer hätte gedacht, dass einige Metrolinien mit Gummibereifung fahren?
Palais Royal
Das war eigentlich mal der Palast Richelieu, aber er geriet letztlich in königlichen Besitz. Heute sind hier z.B. der Staatsrat und das Kassationsgericht untergebracht – was immer das eigentlich für Institutionen sind. Die Struktur der V. Republik hat sich mir nie 100%ig erschlossen.
Axe Historique
Die „Historische Achse“ von Paris zieht sich vom Louvre aus über die Tuillerien und die Champs Elysee nach Westen bis zum Großen Triumphbogen und darüber hinaus.
Der Louvre im Gegenlicht. Tickets habe ich für Donnerstag.Der kleine Triumphbogen. Viel kleiner aber wesentlich fotogener als sein großer Bruder weiter westlich.
Hier nun Bilder aus den Tuilleriengärten. Der Goldene Ballon ist der „Kessel“ von den Olympischen Spiele 2024, den sie diesen Sommer kurzerhand wieder aufgebaut haben.
Hier der zumindest derzeit hässlichste Platz von Paris, der Place de La Concorde. Eine einzige Baustelle und Betonwüste. Da helfen auch der Obelisk von Luxor und schöne Brunnen nix.
Und die Champs Elysees. Der östlich Teil ist schlicht eine Hauptverkehrsader. Weiter westlich kommen dann die teuren Geschäfte. Immerhin ist das Ding so breit, dass sowohl eine Hauptverkehrsstraße als auch eine sehr breite Flaniermeile direkt nebeneinander passen. Und eine hübsche Gartenanlage gibt es auch.
Zentren der Macht
Ich bin auch an zwei Zentren der Macht vorbeigekommen. Die eine ist gut gesichert, die andere geheim.
Das wäre das Tor zum Park des Elysée-Palasts. Hier sitzt Macron und grollt seinem Volk, das partout seine Reformen und seine Premierminister nicht mag. Ich wäre auch zur anderen Seite mit dem Gebäude gelaufen, aber die ganze Anlage war weiträumig abgesperrt, wahrscheinlich in Erwartung der Proteste morgen.Und dies ist das Hauptquartier der französischen Society of the Cincinnati! Die hatte Robespierre weitgehend ausradiert, aber nach dem 1. Weltkrieg haben die Nachkommen mit Hilfe der amerikanischen Brüder die patriotische Gesellschaft neu gegründet. Man muss allerdings sagen, das Hauptquartier in Washington DC (Anderson House) ist deutlich monumentaler.
Arc de Triomphe
Der große Triumphbogen ist wirklich monumental und ist um ein Vielfaches größer als die römischen Vorbilder. Allerdings liegt er eben mitten in einem Kreisverkehr, in den eine Hauptverkehrsstraße mündet. Entsprechend schwierig ist er zu fotografieren.
Da wird selbst ein winziger Mittelstreifen auf der Straße zum begehrten Insta-Point.
Man kann auch rauf auf den Triumphbogen, aber zu diesem Zeitpunkt war ich schon ziemlich fertig und bin lieber für eine Siesta zurück ins Apartment.
Stell Dir vor, es ist Revolution und keiner kommt hin, weil die Bahnen nicht fahren. So schlimm war es heute nicht, trotz „bloquons tout“. Die S-Bahnen waren zwar massiv eingeschränkt, aber die Metro fuhr normal, das reicht für meine Zwecke.
Es war aber überall jede Menge Polizei unterwegs und in Bereitschaft. Es gab auch regelmäßig solche Kolonnen, die mit Blaulicht unterwegs waren.
Hôtel des Invalides
Mein erstes Ziel war das Hôtel des Invalides, hauptsächlich wegen dem Dom und dem dort befindlichen Grab Napoleons. Ich war zur Öffnung (um 10 Uhr) da, es war nicht viel los, obwohl eine lateinamerikanische und eine chinesische Reisegruppe auch vor Ort waren.
Wie so manches in Paris ist die Anlage ziemlich monumental.
Das gilt für den Invalidendom natürlich noch mehr:
Drinnen ist dann natürlich vor allem die Krypta Napoleons mit seinem Sarkophag:
Ein Engländer würde jetzt fragen: wie viele Napoleons passen denn in diesen Riesensarg? Der war doch so klein! In Wirklichkeit war Napoleon sicher kein Hüne, aber ein für seine Zeit ganz normal gewachsener Kerl.
Das hier ist allerdings der wesentlich weniger erfolgreiche Napoleon II (22. Juni bis zum 7. Juli 1815). Wie immer ist die Sequel nicht so gut wie das Original.
Im Erdgeschoss des Doms werden dann auch geringere Lichtgestalten der französischen Militärgeschichte geehrt:
Um in den Invalidendom zu kommen, braucht man ein Ticket für das Armeemuseum. Das habe ich mir dann auch kurz angesehen, zumindest die Ausstellungen vom 17. – 19. Jahrhundert und die über Charles de Gaulle.
Bei letzterer kann man sich des Eindrucks einer gewissen Heldenverehrung nicht erwehren.Sie haben auch bissige Karikaturen.
Die Ausstellung über das 17. bis 19. Jahrhundert ist mehr für Fans von Waffen und Uniformen interessant. Die Museumsdidaktik ist offensichtlich ein bisschen altmodisch und auch gemischt: die meisten Beschriftungen sind nur auf französisch, nur manche sind auch auf Englisch und es ist unklar, wie diese Auswahl getroffen wurde.
Dafür gibt es aber dieses herrlich unironische Gemälde.Damit schloss ich meinen Besuch ab.
Musée Rodin
Nun habe ich es eigentlich nicht so mit Kunstmuseen, aber das Musée Rodin ist gleich um die Ecke vom Hôtel des Invalides, es gibt ein vergünstigtes Kombiticket und tatsächlich machte Rodin schon ziemlich coole Statuen.
Die berühmteste davon ist natürlich „Der Denker“.
Die Biester sind allerdings alle tiefschwarz, da musste ich schon ziemlich nachbearbeiten, dass man wirklich was erkennt. Das geht mitunter auf Kosten der Natürlichkeit der Farben.
Was den Herrn Rodin (für mich) auszeichnet, ist die ausdrucksstarke Emotionalität seiner Skulpturen.
Dieser Herr hat daran gedacht, seinen Schlüssel mitzunehmen……diese Person hat ihren Schlüssel verloren.Das Tor zur HölleIm Haus findet sich u.a. dieses Selbstbildnis.Aber selbst der Herr Rodin war nicht gegen ein bisschen „Japonisme“ gefeit. In seinem Anwesen hatte er nicht nur seine eigenen Werke, sondern auch diesen japanischen Gott der Langlebigkeit.
Panthéon
Weiter ging es zum Panthéon, wo die großen historischen Gestalten Frankreich (bis auf Herrscher) symbolisch oder tatsächlich begraben sind. Das liegt auf einem Hügel, von der Metro muss man ganz schon hochstiefeln.
Man kommt dabei an dem historischen Sorbonne-Gebäude vorbei……droben, gegebüber von Panthéon ist auch die juristische Fakultät.Hier ist dann auch das Panthéon: nicht von ungefähr so benannt, aber natürlich wesentlich größer als das Vorbild in Rom.
Nun wollte ich also Voltair, Marie Curie und Joefine Baker meine Aufwartung machen…
…aber da hat mir „bloquons tout“ einen Strich durch die Rechnung gemacht.
Jardin du Luxembourg
Also bin ich in den nahe gelegenen Jardin du Luxembourg. Eigentlich eine sehr schöne Parkanlage, allerdings wurde das Wetter zunehmend schlechter.
Im Hintergrund der Tour de Montparnasse.Der Sitz des französischen Senats, war auch schwer bewacht heute.
Damit habe ich dann mein touristisches Tagwerk für heute beendet.
Kulinarisches
Nun bin ich ja nicht nur zum Sightseeing in Paris, sondern auch zum Essen!
Oeuf mayonnaiseSteak tartare fritesZwiebelsuppeBratwurst mit Aligot, einem Kartoffelbei mit Käse. Sehr gehaltvoll, die Portion war nicht zu schaffen.
Ich muss zwar nicht auf ihn hoch, doch der Eiffelturm ist natürlich doch irgendwie das Wahrzeichen von Paris. Also wollte ich ihn aus sinnvoller Perspektive fotografieren. Zunächst vom Trocadero aus, aber da wusste ich schon, dass ich morgens Gegenlicht bekomme, also bin ich von dort aus nach Osten gewandert über das Champ de Mars, um ihn dann mit Rückenlicht zu fotografieren. Hier die Resultate:
Am Ende des Marsfelds steht die Ecole Militaire. Logisch.
Oper Palais Garnier und Galeries Lafayette Haussmann
Nun war es ca. 10 Uhr, mein Louvre-Ticket was aber für 12 Uhr. Was tun? Einen Blick auf die Oper Palais Garnier werfen und in das Kaufhaus Galeries Lafayette Haussmann. (Es gibt viele Standorte der Galeries Lafayette, aber dieser hier ist der wichtige).
Allerdings musste ich feststellen, dass die prächtige Südfassade der Oper renoviert wird und derweil Werbung für Samsung-Smartphones macht.Aber die Nordseite konnte man von der Dachterasse der Galeries Lafayette prima fotografieren.Hier noch eine leicht andere Perspektive.
Rein in die Oper gehe ich womöglich auch noch (nicht für eine Aufführung, ich hasse! Oper) aber für eine Besichtigung oder Führung. Aber nicht heute.
Was hat es nun mit diesen Galeries Lafayette auf sich? Das ist ein superteures Superluxus Kaufhaus, aber eben mit einer kostenlos zugänglichen Dachterasse, einem guten Laden für Paris-Souvenirs und vor allem…
…einer gewaltigen Kuppel. Da bekommt der Begriff „Konsumtempel“ eine ganz andere, viel konkretere Bedeutung.
Louvre
Nun war es dann aber an der Zeit für den Louvre. Ich war immer noch ein bisschen vorher da und konnte ein paar Fotos schießen:
Was mich aber erstaunt hat, ist der amerikanische Einfluss auf die Gebäudenamen:
Womit ich nicht rechnete: die Touristenmassen waren viel effektiver als „bloquons touts“. Trotz Ticket mit Zeitslot stand ich fast eine halbe Stunde in einer elend langen Schlange, um durch de Security zu kommen.
Die Pyramide ist der Haupteingang. Unten sieht es dann aus wie in einem Flughafenterminal:
Nun ist der Louvre bekanntlich riesig. Alle haben mir abgeraten, mich in die Schlange zur Mona Lisa einzureihen. Ich bin einfach einen Schritt weiter gegangen und habe beschlossen, den Louvre als archäologisches Museum zu nutzen, d.h. ich habe mir die ägyptische Sammlung angesehen und Teile der gräco-römischen Antike sowie der persischen Antike. Die Gemälde überlasse ich anderen – schließlich war ich 2022 in den Uffizien, als sie noch erfrischend leer waren nach der Pandemie. Das kann man vom Louvre wahrlich nicht sagen.
Das mit dem archäologischen Museum ist übrigens ernst gemeint: mittlerweile haben sie auch die Grundmauern der mittelalterlichen Louvre-Festung restauriert und zugänglich gemacht:
Man läuft hier quasi durch den Burggraben.
Die ägyptische Sammlung ist natürlich besonders spannend, weil die Franzosen bei Napoleons Ägypten-Feldzug 1798 bis 1801 quasi die moderne Ägyptologie begründet haben – und dabei natürlich einiges mitgehen ließen.
Ich bin allerdings froh, nicht im alten Ägypten gelebt zu haben. Ich hätte nie einen passenden Sarkophag gefunden:
Viel zu klein……nur als Doppelpack……nichts passendes dabei……hier auch nicht, bis auf vielleicht den in der Mitte……da passen meine Füße nicht rein.Ok, der würde passen, aber den könnte ich mir nicht leisten, das ist das Modell Pharaoh Ramses III.Sowas hat sich viel später der chinesische Herrscher Qin Shihuangdi auch machen lassen, allerdings in viel größer, nämlich die Terrakotta-Krieger.Zumindest habe ich jetzt einen neuen ägyptischen Lieblingsgott: Bes, ein für die ägyptische Mythologie richtig netter Kerl. Und ähnlich sehen wir uns auch.
Von der persischen Sammlung habe ich mir hauptsächlich den Palast des Darius angesehen:
Aus der griechischen und römischen Antike gibt es natürlich jede Menge Statuen, viele in extrem gutem Zustand:
Allen voran natürlich die Venus von Milo.
Aber es gibt natürlich auch viele andere hübsche Damen, teils vollständig bekleidet!
Bei dem letzten Bild oben hat die Lightroom-KI wahre Wunder gewirkt. Da standen jede Menge Leute im Eingang und links unten zwei Damen im Bild. Alles weg. Die KI radiert uns alle aus, zumindest in den Fotos!
Manchmal ist der Saal prächtiger als die Exponate……aber die Exponate sind schon auch toll.
Ok, einen kleinen Teil habe ich mir noch angesehen, der nicht archäologisch ist:
Nämlich den Apollon-Saal. Bei soviel Leuten kann aber auch die KI nix mehr machen.Da wird das königliche Essgeschirr gelagert……und natürlich auch Juwelen……wie z.B. die Krone von Lous XV.
Die meisten anderen Kronjuwelen wurden spätestens während der Dritten Republik verscherbelt.
Abschließendes zum Louvre: extrem groß, sehr voll und ehrlich gesagt für meinen Geschmack zu unsortiert. Kunstmuseum, archäologische Museum, Schatzkammer, ein bisschen ethnologisches Museum noch dabei. Am schwierigsten fand ich aber die Orientierung: man kriegt zwar eine Karte, aber die ist kaum mit der Realität in Einklang zu bringen. Vor allem steht man immer wieder vor Wänden oder verschlossenen Türen, die aus der Karte nicht ersichtlich sind. Und was als ein Stockwerk angezeigt wird, ist gerne mal ein lustiges auf und ab über diverse Treppen und Mezzanine. Gezieltes Vorgehen ist also ohne vertiefte Ortskenntnis kaum möglich.
Ich werde zumindest in diesem Urlaub nicht nochmal reingehen, um die Highlights der Gemäldesammlung zu sehen.
Heute habe ich meine erste walking tour gemacht, unter dem Titel „Paris in Revolt!“, also zu den französischen Revolutionen. Von den historischen Stätten ist nicht mehr viel erhalten – die Bastille wurde geschleift, die Guillotine abgeschafft (1977!), der Tuillerien-Palast abgefackelt. Aber zumindest für mich ist auch spannend, historische Orte zu begehen, auch wenn da nicht mehr viel zu sehen ist. Ich habe mir auch mal in Chicago die Hacken abgelaufen, um den Ort der sog. Haymarket Riot zu finden – heute ein Parkplatz.
Allerdings war ich froh, einigermaßen historisch gebildet zu sein. Der Guide sprang fröhlich zwischen der französischen Revolution von 1789, Napoleon, der Julirevolution von 1830, der Februarrevolution von 1848, der Pariser Kommune von 1871 und Bloquons Tout hin und her, aber interessant war’s schon.
Das hier ist zum Beispiel die Église Saint-Roch, wo sich ein junger Offizier namens Napoleon 1795 bei der Bekämpfung von Royalisten einen Namen machte. Ich selbst habe auf dem Foto die Passanten und sonstigen im-Bild-Steher mit KI wegkartätscht……bei Napoleon ging es da robuster zu. Das war der berühmte „whiff of grapeshot“.Physisch nah, aber ansonsten völliges non sequitur: dieses Gebäude behauste die Botschaft von Texas, als die Lone Star Republic noch kein Teil der USA (und nicht mehr einer von Mexiko) war.Das Napoleon sich für die Wiederkehr von Julius Caesar hielt, ist ja bekannt. Diese Siegessäule ist nicht nur der Trajanssäule in Rom nachempfunden, sie wurde auch mit der Bronze aus feindlichen Kanonen gekleidet.Auf dem Place de la Concorde, damals Place de la Revolution, stand eine der Guillotinen, nämlich die, die Louis XVI einen Kopf kürzer machte.Hier, im Hôtel de la Marine, ebenfalls am Place de la Concorde, wurde der Marshall-Plan unterzeichnet.Auf der anderen Seite steht die Nationalversammlung, die heute ganz anders aussieht als damals, aber immer am selben Ort blieb (vom Tennisplatz in Versailles mal abgesehen). Heute kann sie sich mit dem US-Kongress darum streiten, welches das dysfunktionalste demokratische Parlament ist…Der Seine ist es egal.
Kulinarisches
Gestern Abend gab es Küche aus den ehemaligen französische Kolonien, in diesem Fall Vietnam, ich brauchte eine Dosis asiatische Küche:
FrühlingsrollenHühnchen mit Paprika und Zwiebeln
Heute war ich in einem Netten Restaurant in der Nähe der Katakomben essen:
Oeufs MayonnaiseSteak Hachez
Katakomben
Die Katakomben wollte ich mir auf jeden Fall gerne ansehen. Allerdings war das gar nicht so einfach: die Tickets sind teurer als die vom Louvre und in sehr begrenzter Anzahl eine Woche vor dem Besuchstermin zu haben. Aber ich habe es geschafft! Und immerhin funktioniert das dort mit den timeslot-Tickets wesentlich besser als im Louvre, es gibt keine Wartezeit und das Besucheraufkommen war absolut OK. Allerdings gab es Taschenchecks sowohl beim Reingehen als auch wieder beim Rausgehen – logisch. Irgendein Depp würde sonst sicher versuchen, einen Knochen als „Souvenir“ mitzunehmen.
Was mir gar nicht klar was, ist dass die Nutzung der Katakomben zur Lagerung von Knochen eine „Zweitnutzung“ der unterirdischen Gewölbe war. Das eigentliche Problem war, dass Teile von Paris einsturzgefährdet waren. Es wurde nämlich seit Jahrhunderten Kalkstein unter Paris gefördert, der Boden unter Paris war wie ein Schweizer Käse. Bevor es noch schlimmer wurde, hat man also in einer großen, Jahrzehnte dauernden Ingenieursaktion Stützsäulen eingebaut. In diesen Bildern sieht man das ganz gut:
Kurz vor der Revolution kam man dann auf die Idee, dass die vielen Friedhöfe im Stadtzentrum – vor allem die Massengräber – keine so gute Idee waren. Also hat man sie stillgelegt und die Knochen umgelagert: eben in die Katakomben. Millionen von Skeletten.
Hier sieht man, welche Friedhöfe wann umgelagert wurden.
Das Resultat ist schon ziemlich makaber und wird schon seit dem 19. Jahrhundert von Besuchern besichtigt. Früher nur hochrangige Persönlichkeiten, heute jeder, der sich ein Ticket leisten und eins ergattern kann.
Einen Brunnen gibt es auch, vor allem zur Entwässerung.Die Katakomben sind sehr groß, auch der Teil mit den Knochen. Als Besucher sieht man nur einen kleinen Teil. Es geht alles noch viel weiter.Diese Knochen wurden von der Commune 1871 hier eingelagert.Dieser Raum wurde bereits im 19. Jahrhundert für illegale Konzerte missbraucht.
Alles schon ziemlich beeindruckend. Die ganze Tour dauert eine knappe Stunde und man geht einen knappen Kilometer (plus 20 Meter Treppen runter und wieder rauf). War aber auf jeden Fall spannend!
Eine Frage für mich bei der Reise nach Paris war, welcher Friedhof wohl schöner und beeindruckender ist: der Wiener Zentralfriedhof oder Père Lachaise im Osten von Paris? Nun weiß ich die Antwort: Père Lachaise ist im traditionell westlichen Sinne schöner. Wien ist ungleich größer, wesentlich vielfältiger (jüdisch, muslimisch, buddhistisch) und hat die viel schönere Aussegnungskirche. Bei den dort begrabenen Künstlern kann man sich streiten: Wien hat Mozart (allerdings nur symbolisch), Beethoven (dorthin überführt), Udo Jürgens und Falco, Père Lachaise hat Chopin, Edith Piaf und Jim Morrison. Auf jeden Fall sind beide einen Besuch wert.
Hier erstmal ein paar Bilder zur Einstimmung:
Und hier die Gräber, die ich gezielt aufgesucht habe:
Jim MorrisonChopinMolièreÉdith PiafUnd wer wird hier von einer seltsamen geflügelten quasi-ägyptischen Gestalt ins Jenseits getragen?Logisch: Oscar WildeSinnspruch auf der anderen Seite des Grabs.Der ukrainische Anarchist Nestor Machno. Warum ich den hier aufführe versteht wahrscheinlich nur noch Nina.Er hat jedenfalls viel Gesellschaft. Seine Plakette ist im ersten Stock.
Château de Vincennes
Nächstes Ziel: das Château de Vincennes, minimal östlich von Paris. Das war sozusagen ein Vorgänger von und auch eine Alternative zu Versailles. Das Grundproblem der französischen Könige war ja schon lange, dass Paris ein ziemlich heißes Pflaster sein kann – wenn die Pariser mal angepisst sind, bilden sie schnell mal einen wütenden Mob. Im Mittelalter kam das Problem marodierender Engländer hinzu und die ganzen Schlösser im Stadtinneren (Louvre, Tuilerien, Palais Royal) sind nun ganz bestimmt keine Festungen.
Vincennes schon. Im Kern der Anlage ist eine veritable Festung aus den Zeiten des Hundertjährigen Krieges (marodierende Engländer, s.o.), die mit der Zeit um Kapelle und Palastgebäude ergänzt wurde, alles umgeben von einer trutzigen Mauer samt tiefem Graben.
Aktuell ist Vincennes auch noch von einer Baustelle umgeben……und von Schlafschafen.
Herzstück ist aber die Festung, die wahrlich trutzig wirkt:
Dann gibt es noch die Kapelle, wobei es beim Bau bzw. der Restaurierung einige personelle Überschneidungen mit Notre Dame gab, was man deutlich sieht:
Der Garylen-Designer hielt es mit Loriot: „Ein Leben ohne Möpse ist möglich, aber nicht sinnvoll.“Der Palastanbau aus dem 17. Jahrhundert ist hingegen vergleichsweise langweilig.
Letztlich entschied Louis XIV sich gegen Vincennes und für Versailles. Macht ja auch Sinn: Vincennes ist zwar trutziger, aber man kann mit der Metro direkt vor die Tür fahren, das ist natürlich weniger gut gegen wütende Mobs…
Die Anlage wurde aber dennoch durchgehend genutzt und ist deswegen gut erhalten. Vor allem nutzte man sie als Gefängnis, so saß z.B. der Marquis de Sade hier auf Anweisung des Königs ein oder auch mal 150 Frauen, die im Zusammenhang mit der sog. Giftaffäre hier eingeknastet wurden.
Bibliothèque nationale de France – François Mitterrand
Wieder in der Stadt, aber auch im Südosten, befindet sich das Hauptgebäude der französischen Nationalbibliothek, der François Mitterrand-Komplex. Da soll nochmal einer behaupten, der französische Hang zu Monumentalbauten endete mit Napoleon…
Das Ding ling unweit der Seine und ist kaum zu fotografieren. Es ist von vier Türmen mit Sammlungen und Büros umgeben, die Lesesäle sind im Erdgeschoss bzw. im Souterrain. Das Ganze deutlich größer als ein Fußballfeld.
Mitspieler meiner Torg -Eternity Kampagne entsinnen sich vielleicht an die Anlage als Schauplatz ihrer ersten Mission…
In den Lesesälen war ich nicht drin, ich hatte keine Lust, mir erst einen Bibliotheksausweis zu holen. Der Komplex ist jetzt auch nicht für seine innenarchitektonische Schönheit bekannt, ist ziemlich typische späte 1980er, früher 1990er Jahre.
Zu den Sammlungen gehören auch nicht nur Bücher, sondern auch Videospiel-Klassiker.
Der architektonische Clou an dem Komplex ist vielmehr der riesige Innenhof. Das ist mehr schon ein kleiner Stadtwald. Von großen Balkonen an der Nord- und Südseite hat man einen schönen Blick, leider lud das Wetter nicht zum Verweilen ein.
Unweit von BnF – François-Mitterrand findet sich eine wesentlich neuere Institution, die noch der Olympiade 2024 stammt: eins der neuen Seine-Bäder. Zu meinem Erstaunen war das aber nicht nur ein abgesteckter Schwimmbereich im Fluss mit ein paar Stegen, sondern quasi ein schwimmendes Hallenbad. Allerdings qua Saisonende geschlossen, der Herbst hält definitiv Einzug in Paris (die letzten Tage war es immer knapp unter 20 Grad).
Benannt ist diese Bad nach der Tänzerin, Sängerin und Résistance-Kämpferin Josephine Baker, deren Grab im Panthéon ich neulich dank Streik nicht aufsuchen konnte.
Bei allen ernsten Errungenschaften von Josephine Baker stellt sich natürlich schon die Frage: erhalten Damen im Bananen-Bikini freien Eintritt in dieses Bad?
Heute war das Wetter grau und regnerisch und die Hacken von den letzten Tagen ziemlich abgelaufen, also habe ich es ruhiger angehen lassen und nur ein Ziel angesteuert: die Kathedrale von Saint-Denis. Die ist nicht nur architektonisch sehr schön, sondern eben auch die historische Grablege der französischen Könige, von den Merowingern bis zu Louis XVIII. Wobei nicht unbedingt alle Gebeine da liegen zumal teilweise die Organe woanders bestattet wurden als die Knochen und die Revolutionen auch noch Chaos reinbrachten. Vor allem ist es eine beeindruckende Sammlung von königlichen Grabfiguren.
Man muss allerdings erstmal hinkommen, das Ganze ist zwar mit der Metro erreichbar, aber doch nördlich von Paris. Man fährt eine ganze Weile und man ist dabei nicht allein! (Für mich) erstaunlicherweise sind die Metros Sonntags voller als Wochentags, zumindest außerhalb der Rush Hour. Liegt möglicherweise an der niedrigeren Taktfrequenz. Die Gegend um die Kathedrale ist, mal vom Platz direkt an der Kathedrale abgesehen, auch nicht gerade attraktiv, aber sei’s drum.
Von außen kann die Kathedrale nicht gegen Notre Dame anstinken, vor allem wegen der Baustelle.Direkt daneben die Mairie, also das Rathaus von Saint-Denis.
Drinnen aber geht es hoch her, vor allem wegen der Unmengen an Buntglasfenstern. Dagegen ist die restaurierte Notre Dame nachgerade puritanisch.
Wie gesagt sieht man sehr viele liegende Grabfiguren von Königen und Königinnen:
Diese Königin hielt es wohl auch wie Loriot.Das ist die älteste Grabdarstellung aus dem 7. Jahrhundert (oder zumindest zeigt es eine Königin aus dem 7. Jahrhundert).Und wenn ich es recht verstanden habe, ist das Chlodwig I (466-511) wobei die Darstellung jünger ist.
Unter und hinter dem Altar ist die historische Krypta. Da wurde ursprünglich der Heilige Dionysius von Paris, also der Namensgeber der Kathedrale begraben. Dessen Reliquien sind schon lange nicht mehr da, aber sein Grab war wohl auch der Grund, warum die Könige hier begraben sein wollten – die Nähe zum Heiligen kann nie schaden.
Das Loch vorne soll sein Grab sein. Das Kreuz in der Bildmitte entsteht durch einen Lichtdurchlass im Altar darüber.
Lustigerweise war die Ära der richtig monumentalen Grabdarstellungen nicht das 17. und 18. Jahrhundert, also die Ära von Louis XIV und den Bourbonen, sondern das 16. Jahrhundert. Da ließ man es krachen:
Die Bourbonen hatten es gar nicht so sehr mit monumentalen Gräbern, wobei die Revolution auch was damit zu tun hatte – man hat die Bleisärge für den Krieg recycelt und erst Napoleon brachte wieder Ordnung nach Saint-Denis, ohne natürlich die Bourbonen allzu sehr exaltieren zu wollen.
Es gibt in der Krypta die sog. Prinzenkapelle (wenn ich es richtig verstanden habe).Eher unscheinbar.In dem weißen Regal wird u.a. das Herz von Louis XIV verwahrt.
Die meisten königlichen Knochen wurden dann nach den Disruptionen der Revolution in ein Beinhaus in der Krypta gelegt, darunter auch Louis XIV:
Der restaurierte Louis XVIII ließ dann noch eine Bourbonen-Krypta gegenüber vom Grab des Heiligen errichten. Dort liegt er auch begraben, zusammen mit seinem älteren Bruder Louis XVI und dessen Frau Marie-Antoinette, die eine tödliche Allergie gegen Fallbeile hatten.
Louis XVI und Marie-Antoinette werden auch einen Stock höher dargestellt.
Der Rest der Krypta dient eher als Kunstausstellung:
Kulinarisches
Tatar von Tomaten, Himbeeren und FetaHühnchen mit Aprikosen und AligotMarokkanische Paste aus Aubergine und getrockneter TomateTajine mit Lamm, Birne und Mandeln
Das Stadtviertel Marais habe ich mit einer Walking Tour erkundet. Die Gegend hat ein gewisses Altstadt-Feeling, hier hat der Baron Haussmann nicht alles standardisiert und modernisiert. Gleichzeitig gibt es reichlich herrschaftliche Häuser, aber eben auch kleinere Gassen und alte Wohnviertel, für die es sowohl in den 1920er als auch den 1960er Jahren Abrisspläne gab, die aber nicht realisiert wurden. Entsprechend das Flair der Gegend, die auch das historische jüdische Viertel beinhaltet und heutzutage auch viel LGBTQ.
Hier einfach mal ein paar Fotos:
Das Hôtel de Sens, ursprünglich das Stadthaus des Erzbischofs, heute eine (Montags geschlossene) Bibliothek.Spuren der Julirevolution von 1830.Die Jesuitenkirche St-Paul-St-LouisDas Hôtel de Sully (nicht zu verwechseln mit dem Pavillon Sully im Louvre), heutzutage Sitz der französischen Monumenteverwaltung. Mit eigener Orangerie.Place des Vosges, ursprünglich Residenzen für die zahmen Adeligen, vor allem wenn der Bourbonen-König gerade mal in Paris war. Später wohnt Victor Hugo in einem der Häuser.
Musée des Archives Nationales – Hôtel de Soubise
Das französische Nationalarchiv hat ein eigenes Museum, untergebracht im Hôtel de Soubise, dem Stadtpalais der Fürsten von Soubise. Drin findet man sowohl ziemlich spektakuläre Dokumente als auch fürstlich ausgestattete Räumlichkeiten. Laut Tini ist dies auch die Geburtsstätte des Rokoko.
Hübsch ist es allemal.Der Ausgang in den ersten Stock war aber geschlossen, dort wird eine neue Ausstellung vorbereitet. Mit einer Führung kam ich trotzdem in einige Räume, allerdings war die Führung en francais très rapide, so dass ich nicht viel verstanden habe und Google war auch keine große Hilfe.Das ist er, glaube ich, der ursprüngliche Rokoko-Salon.
Für mich waren die Exponate von historischen Dokumenten spannender, allerdings waren sie gerne mal nur auf Französisch beschriftet.
Insbesondere diese Karte von Louisiana 1740(!), wo man mit Mühe New Orleans ausmachen kann (das Dorf wenn man das I von Mexique nach oben verlängert). Dafür sind die Lande der Chickasaw und Choctaw recht klar gekennzeichnet.Nur für den Dienstgebrauch!!!Ein Original der Verfassung der V. Republik, ganz nach Wunsch von Charles de Gaulle.Ein Brief von Napoleon an JosephineOrganigramm der Pariser Nationalgarde, 1790.Revolutionäres Plakat, 1793. Fasces für Robespierre…Päpstliche Bulle, 1312.Schenkungsurkunde von Karl dem Großen, 774Schenkungsurkunde von Hugo Capet, 988Der Ballhausschwur von 1789
Übrigens: „Ballhaus“ bezieht sich hier nicht auf einen Tanzsaal, sondern auf das „Ballspielhaus“, also den Proto-Tennisplatz von Versailles, wo man normalerweise dem Jeu de paume frönte, wo sich nun aber die Repräsentanten des Dritten Stands schworen, nicht auseinanderzugehen, bevor sie Frankreich eine Verfassung gegeben hätten. Das war einer der Startpunkte der Revolution.
Und nun ein Insider für meine Gemini-Kampagne: der Flug-Stein 2.0!
Die Bastille
Nun ist der französische Nationalfeiertag ja der 14. Juli, im Gedenken an den Sturm auf die Bastille 1789. Nun liegt es in der revolutionären Natur der Sache, dass von diesem Gefängnis (in dem nur wenige einsaßen) nicht viel übrig blieb.
Im Archivmuseum haben sie aber ein Modell davon……und Originalschlüssel!Vor Ort gibt es nur diese Säule zum Gedenken.Gegenüber die ziemlich hässliche moderne Nationaloper. Kein Ersatz für den Palis Garnier!
Nun war ich ja schon in einigen europäischen Ländern und fast überall stehen Schlösser, deren Namen irgendwie toll klingen, die aber alle eigentlich „wir wollten auch ein Versailles, aber wir konnten uns das nicht leisten“ heißen sollten. Heute war es also Zeit für das Original, das Louis XIV quasi als Tempel seiner selbst bauen bzw. ausbauen ließ und das seine Nachfolger (es gab nur zwei, die auch in Versailles lebten, den Louis XV und XVI) natürlich entsprechend weiter entwickelten. Napoleon Bonaparte ist meines Wissens nie eingezogen, ebenso wenig die restaurierten Bourbonen Louis XVIII und Charles X. Später wurde das Schloss ohnehin zum Museum umgewidmet.
Louis XIV umgab sich gerne mit seinen Adeligen, die seine Gunst suchten. Viele Besucher hat das Schloss noch heute, sogar wesentlich mehr als zu Bourbonischen Zeiten. Es sind allerdings fast ausschließlich Gemeine – immerhin sind sie wesentlich besser gewaschen als die Höflinge von Louis XIV. Es ist schon ein ziemliches Geschiebe durch die berühmten königlichen Gemächer.
Unweit des Schlosses findet sich das „Ballhaus“ wo die Repräsentanten des dritten Standes sich versammelten und ihren Schwur taten. Es ist das gelbe Gebäude mit braunen Fenstern links. Angeblich heute ein Museum, es war aber zu.
Palast
Der Palast von Versailles hat eine Botschaft: „Ich bin der Chef, ihr seid nur Schleim.“ Diese wird nicht subtil, aber sehr effektiv kommuniziert. Oft kopiert, nie erreicht. Das sieht man schon mit den ersten Blicken:
Auch hier gibt es Tickets mit Timeslot. Eins für gleich morgens zu bekommen ist ein schieres Ding der Unmöglichkeit. Meines war für 12.30 Uhr. Genau um die Zeit kam auch rein – allerdings nur, weil ich meine Lektion vom Louvre gelernt hatte und mich bereits 40 Minuten vorher angestellt hatte.
Allein im Palast kann man sicher einen ganzen Tag verbringen, das hätte mein Nervenkostüm aber nicht mitgemacht – zu viele Leute. Ich habe mich also auf den bedeutendsten, aber natürlich auch überfülltesten Teil konzentriert: die königlichen Gemächer.
Die Kappelle
Decken- und Wandgemälde
Diese hatten den fotografischen Vorteil, dass man keine Besucherhorden im Bild hat.
Das Schlafzimmer des Königs. Allerdings hat er dort wohl eher selten geschlafen, es war aber für die „der König steht auf“ und „der König geht zu Bett“ Zeremonien wichtig.
Darstellungen von Louis XIV
Der Mann mochte seinen eigenen Anblick schon sehr.
Das soll nicht unmittelbar Louis XIV sein, aber er liebte Apollon- und auch Herkulesdarstellungen.Berninis Louis XIV
Der Spiegelsaal
Schon cool, aber ehrlich gesagt war ich von der Qualität der Spiegel enttäuscht – so richtig klar sind die nicht. Sie sind aber auch schon ein paar Jahre alt…
Man kann mit den Spiegeln aber lustige „Selfies“ schießen.
Gärten von Versailles
Bei den Gärten gewinnt meines Erachtens Schloss Schönbrunn in Wien oder auch Schloss Frederiksberg in Kopenhagen. Die Gärten von Versailles sind sehr strikt, sehr symmetrisch und wenn sie mal ein bisschen natürlich sind, dann nur in einem strikt abgetrennten und sichtisolierten Bereich. Aber eins muss man den Gärten lassen: die Brunnen bzw. die Brunnenstatuen sind so spektakulär wie der Palast selbst.
Der „Ballsaal“
In einer weiteren Hinsicht hat Schloss Schönbrunn die Nase vorn: es gibt dort wesentlich besseren Mobilfunkempfang. In Versailles ist man da in den weiter entfernten Teilen der Gärten teilweise aufgeschmissen. Aber gut, Louis XIV hatte ja noch kein iPhone XIV…
Petit Trianon
Wer aus seiner Kombi-Karte für Versailles das meiste machen will, muss gut zu Fuß sein! Die Distanzen sind sehr ordentlich, vor allem wenn man die Lustschlösser von Louis XVI und Marie Antoinette, den Grand und den Petit Trianon, mit einbeziehen will. Da latscht man nämlich vom hinteren Ende der Gärten nochmal ein gutes Stück. Oder man mietet für irrwitziges Geld ein Golfwägelchen oder für immer noch sehr teures Geld ein Fahrrad, das man aber wieder zurückbringen muss. Für mich als gemeinen Studienberater sind Schusters Rappen das Fortbewegungsmittel der Wahl, aber das war auch wirklich der Tag mit der längsten Wanderung.
Ich habe mir nur den Petit Trianon angesehen, für den Grand hätte meine Puste (und meine Zeit) nicht gereicht. Das war wie gesagt das Lustschloss von Marie Antoinette (die mit der Fallbeilallergie). Das Schlösschen war OK, nichts übermäßig Tolles. Dafür sind die Gärten – mehr eine Parkanlage – wirklich schön. Das Wetter war zwar schlecht, aber dafür war wirklich nicht viel los, teilweise hatte ich zumindest mein Blickfeld für mich allein.
Mehr ein Schlösschen…Im Erdgeschoss ziemlich karg……aber mit riesiger Küche. Die braucht man auch……für solch eine Tafel.
Manche Sachen in den Gärten sind fast schon erwartbar, wie der „Tempel der Liebe“:
Aber der Brüller ist das „Hameau de la Reine„, das English Hamlet von Marie Antoinette. Das ist eine Art privates Disneyland nach Art eines romantisierten englischen Dörfchens. Dort konnte die Königin mit ihren Gästen lustige Rollenspiele als Dorfbewohner machen und sich als Schäferin verkleiden.
Tatsächlich hatte sich die die chinesische Kaiserwitwe Cixi, die faktische Herrscherin Chinas von 1861 bis 1908, sich im Sommerpalast in Peking eine vergleichbare Anlage bauen lassen, mit demselben Zweck.
Monarchen aller Länder, achtet wohl! Wenn die Königin / Herrscherin sich ein privates Spieldorf bauen lässt, dann ist das Ende nah. Marie Antoinette endete auf der Guillotine und das Ende der Monarchie (zumindest für den Moment) war da. Cixi starb zwar in hohem Alter, aber das chinesische Kaiserreich endete nur drei Jahre später. Vielleicht war das ja der Grund, warum Ludwig II von Bayern sterben musste: seine Disneylands …ähhh Schlösser… waren ein Zeichen des nahenden Endes. Nach seinem Tod existierte das Königreich Bayern immerhin noch 32 Jahre lang!